…Zentraaalll AAAsiennn … hhhoach – bei dem Begriff bekommen wir schon Gänsehaut…
Bevor wir unsere zweite große Reise begonnen hatten, war klar, dass Zentral-Asien unbedingt auf dem Programm steht. Dieser Teil der Erde klingt nach Geschichte, riecht nach Seidenstraße, Bergaussichten, Steppe, ein Schmelztiegel aus verschiedenen Kulturen … sehr verlockend! Wir sollten (fast) nicht enttäuscht werden.
Nun gut, die kleinen Enttäuschungen vorweg, sodass wir uns anschließend ausführlich in Schwärmereien vertiefen können.
Das wir das Visum für Usbekistan nicht bekommen hatten und die Tatsache, dass die Turkmenen auch nicht besonders erpicht auf Besucher sind, hat uns letztendlich doch ein wenig deprimiert. Auch schon deswegen, weil unsere Route nicht so verlief, wie wir sie uns ursprünglich vorgestellt hatten. Na klar gibt es auch sonst genug zu sehen, aber diese beiden Länder gehören einfach zu Zentralasien dazu. Nun ist es aber bei uns so, dass wir nix auf „Teufel komm raus“ und um „jeden Preis“ machen … und schon gar nicht, wenn das Reisevergnügen darunter leidet. Wie auch immer, die Usbeken wollten uns nicht haben und die Turkmenen treiben es mit ihren Repressalien, unter anderem auch mit ihren „Aufpassern“ (man darf nicht unbeobachtet mit dem Auto herum fahren), für uns zu weit. Dazu kommen noch die verschärften und völlig schwachsinnigen Registrierungsbestimmungen. Ein Visum zu „erbitten und erbetteln“ ist auch nicht gerade unsere Stärke. Erst recht, wenn man dafür auch noch Kohle, viel Kohle bezahlen soll und dabei noch einen Botschaftsmitarbeiter mit geforderten „Speed-Money“ in seinem Handeln bestärkt und dieser sich daran bereichert. Um sich das anzutun, muss man entweder in der Situation sein, überhaupt nicht drum herum zu kommen (strikte Reiseroute, Zeit) oder einfach nur … na ja, sagen wir mal: bereit sein, die Kohle auf den Tisch zu legen und damit solche Systeme noch zu unterstützen. Für uns persönlich ist dann der fade Beigeschmack zu groß und somit lassen wir’s einfach. Man muss ja nicht durch jeden Reifen springen, der einem hingehalten wird.
Leider ist Zentralasien auch eine Region mit vielen politischen Problemen, die zumeist noch aus Sowjetzeiten herrühren. Dazu zählt auch der teilweise abartigen Grenzverlauf, die weder die Geografie, noch die Völker widerspiegeln. Hinzu kommt in manchen Ländern ein starker Nationalismus und/oder eine gewisse Tendenz sich abzuschotten.
Manchmal scheiterten wir an Militär Posten oder an der Übervorsichtigkeit oder Regeln eines Nationalparks. Deprimierend war auch noch die Aralsee Tragödie.
Aber nun endlich zu den schönen Dingen:
Zentral-Asien hat uns keineswegs enttäuscht, zumindest das, was wir sehen durften. Man wandelt auf geschichtsträchtigen Boden, was Architektur und historische Überreste eindrucksvoll bestätigen. Dies muss wohl in Usbekistan noch ausgeprägter sein.
Zentral-Asien heißt auch ein bunter Mix aus nomadischer Lebensweise, muslimischer Kultur und vielen verschiedenen Volksgruppen. Die Seidenstraße hat bis heute ihre Spuren hinterlassen und das kulinarische Angebot war vielseitig. Das Pferd hat auch hier, wie in so vielen Teilen Asiens, ein hohen Stellenwert und Kamele trifft man ebenso überall an. Durch die Hochebenen, vor allem in Tadschikistan, ist das Yak auch ein häufig anzutreffender Vertreter. Dieser recht dünn besiedelte Teil der Erde ist geprägt durch Viehzucht, Ackerbau und seit der jüngeren Zeit auch durch den Abbau von Bodenschätzen.
Natürlich gibt es auch sehr viel Steppenlandschaft, vor allem in Kasachstan. Diese kann einsam und langweilig wirken, muss man aber unbedingt erlebt haben und hat auch ein gewissen Reiz. Daneben gibt es die schönsten Gebirgszüge, Flüsse, Bergseen, interessante Menschen und spektakuläre Landschaften. Die teilweise rauen Berglandschaften sind dünn besiedelt und recht ursprünglich, aber gleichzeitig gibt es auch junge, moderne und aufstrebende Städte – sehr interessant!
Der schicke Sharyn-Canyon, das absolut fantastische Tian-Shan Gebirge mit seinen wunderschöne Pässen, das beeindruckende Pamir Gebirge mit den Hochebenen, auch der riesige und leicht salzige Yssyk-kul (wobei Kul See heißt) und – wie sollte es auch anders sein – die freundlichen Menschen machten die Reise zu einem echten Erlebnis.
Der Teil von Zentral-Asien, den wir bereisen konnten, hat uns wahrlich beglückt. Wir freuen uns, einen kleinen Einblick in diesen interessanten Teil dieser Welt bekommen zu haben. Fasziniert waren wir von der Vielseitigkeit, Geschichte, den herrlichen und dünnbesiedelten Landschaften. Wir hatten so gut wie keinerlei Probleme einen schönen Übernachtungsplatz zu finden. Meistens fanden wir wunderschönen Stellen, so mit Fluss, See oder Wald, die sehr oft auch noch mit einer herrlichen Aussicht ausgestattet waren. In der Steppe war es vielleicht nicht ganz so schön, dafür aber wunderbar einsam und ruhig. Niemals wurden wir belästigt oder vertrieben oder hatten ein mulmiges Gefühl, obwohl wir irgendwie fast immer Menschen begegnet sind, auch in den einsamsten Gegenden.
Kasachstan ist riesig und hat neben der recht eintönigen Steppe im Westen trotzdem einiges zu bieten. Besonders der Süd-Osten mit dem Sharyn-Canyon und den Ile Alatau Bergen. Tadschikistan hat uns mit dem äußerst imposanten, dünnbesiedelten Pamir-Gebirge, einsamen Bergseen, Hochebenen und dem ewig langen und engen Panj-Tal schwer beeindruckt. Jedoch war Kirgistan mit seinen herrlichen, abwechslungsreichen, einsamen Landschaften, den Seen, Tälern, Flüssen und Bergen der absolute „Knaller“ und hat uns am besten gefallen.
Wir hätten gern mehr gesehen, wenn uns nicht die bescheuerten politischen Probleme eingeholt hätten und unser finanzieller Rahmen mehr Spielraum ermöglicht hätte…
Dennoch haben wir diesen interessanten Fleck der Welt sehr genossen und unsere Erwartungen haben sich mehr als erfüllt. Wir sind überglücklich das erlebt haben zu dürfen…
… in diesem Sinne … es war wirklich schön!