Resümee

…Mütterchen Russland ist beeindruckend groß, genauso groß wie die Herzen der Menschen. Oft wurden wir angesprochen, eingeladen, haben kleine Geschenke bekommen. Und solch uneigennützige Hilfsbereitschaft hatten wir auch noch nicht erlebt. Die Russen toppen alles bisher dagewesene und setzten noch einen oben drauf … nein man, keinen Haufen – ihr Blödmänner 😉
Wir haben allerdings auch gehört, dass die westlichen Großstadt-Russen, allen voran die Moskauer, sich schon mehr der westlichen, unfreundlicheren und konsumorientierten Welt angepasst haben – das können wir aber nicht ganz beurteilen, schließlich waren wir nicht persönlich dort.
Im Gegensatz zu Neuseeland, war unsere Erwartung nicht allzu hoch. Dieser Umstand hat sicher auch einen kleinen Beitrag dazu geleistet, dass wir so positiv überrascht waren. Vor allem erfreuten wir uns am Brot, welches es lange Zeit in dieser Form nicht gab. Dazu kam Käse, Wurst, preiswertes Bier und bezahlbarer Wein, sowie preiswerter Wodka in allen Varianten – eine schier unglaubliche Vielfalt. Wahrscheinlich sogar vielfältiger als die Biersorten bei uns zu Hause. Bei den riesigen Entfernungen freute uns natürlich auch der moderate Dieselpreis.
Das wirklich schöne an Russland ist aber die doch noch recht unberührte Natur. Klar ist das rückläufig, aber aufgrund der Größe ist es immer noch recht wild. Die klimatischen Extreme verhinderten bisher ebenfalls die flächendeckende Besiedlung. Ihren Beitrag haben ganz sicher auch die unendlich vielen Blutsauger beigetragen – eine echte Plage.
In manchen Dörfern fühlt man sich in längst vergangene Zeiten versetzt. Ruhe, unbefestigte Straßen, freilaufende Pferde, Kühe und Gänse, kleine Felder – manchmal umrandet mit krummen und schiefen Holz-Gattern, breite und natürliche Flüsse, saftige Wiesen, riesige Wälder – eine gewisse Ursprünglichkeit – und aufgrund des Permafrostbodens windschiefe Holz-Hüttchen, oft liebevoll mit Verzierungen versehen. Gäbe es dort nicht hier und da doch noch Autos, könnte man glatt die moderne Welt vergessen.
Das Beste war auch, dass wir endlich wieder unbekümmert ein Lagerfeuer zünden konnten – das ist hier das normalste der Welt und Holz gibt es wahrlich im Überfluss. Es war ein einziges Abenteuer, der Kampf mit der Wildnis, den Kräften der Natur, den Flüssen und den wilden Tieren: Bären, Wölfe … ääähhh und … Mücken … und … äh ja, Elche … auch ganz gefährlich.
Es war einfach nur herrlich, – wir hatten fast ausschließlich schönes Wetter, schier unendlich scheinende Off-Road-Tracks, nicht endende Wälder, kalte Seen und Flüsse, Schlamm und immer noch recht viel Schnee. Die statisch bedenklichen bis nicht vorhandenen Brücken bedurften manchmal ein bisschen Brückenbau und an vielen Stellen musste die Strecke präpariert werden. Es war einfach nur „Action“ pur. Es hat saumäßig Spaß gemacht, sodass wir den Sonnenaufgang gar nicht erwarten konnten.
Natürlich sind wir auch in Russland an manchem Track gescheitert. Das war auch zu erwarten. Dafür entschädigte aber der Anblick des Baikalsees und das wunderschöne Altai-Gebirge.
Nicht nur Russlands Klima ist extrem, auch die Geschichte. Trotz alledem haben sich die Russen ihren unerschöpflichen Optimismus und ihre unendlich große Gastfreundlichkeit bewahrt, – oder gerade eben deswegen?
Der Norden Sibiriens ist vom Ural bis zum Pazifik recht flach und sumpfig. Schaut man sich die Karte mal genau an, dann kann man gar nicht glauben, in welcher Einöde sich dann doch immer noch Ansiedlungen befinden. Wahrscheinlich sind die meisten Käffer nur über Flüsse erreichbar, oder nur im Winter, wenn alles zugefroren ist. Auf jeden Fall muss man dort mit den örtlichen Begebenheiten klar kommen.
Um so mehr ist die hohe Konzentration an schicken Mädels (wir würden ja Gertrüden sagen, – das ist aber nicht der korrekte Terminus) erwähnenswert , auch im abgelegensten Dorf in der Taiga … Tschiesusss.

Kurz gesagt: Russland ist … ja – grandios ist wahrlich das richtige Wort. Die Größe, die russische Lebensweise, die „alles mit Draht zusammentüdel“ Mentalität (natürlich sind nicht alle so), das Liebeswerte, das Unbefangene und die offene, herzliche Art – einfach nur schön. Wir haben so viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit erfahren, das man gar nicht glauben kann, was dieses Land für harte Zeiten erlebt hat. Gerade als Deutscher ist es wirklich rührend, wie man hier behandelt wird – als Gast und Freund … !!!
Wir haben unsere Zeit in Russland genossen, haben die liebevollen Menschen in unser Herz geschlossen und empfanden Russland als eine außerordentlich gute Erfahrung.

PS: …und zur Verteidigung der Russen: Klar wird viel getrunken, – keine Frage, aber auch in Europa … allen voran Ungarn, England, Irland, Frankreich und Deutschland. Wir hatten Probleme mit besoffenen Russen, hatten aber auch sehr viele kennengelernt, die wenig bis gar nix getrunken haben.

…und abschließend noch was künstlerisch wertvolles:

Altes deutsch-sibirisches Volkslied: Alle Mücken sind schon da, alle Mücken, alle.

Alle Mücken sind schon da,
alle Mücken, alle.
Welch ein summen, auf-die-Nerven-geh’n,
brummen, surren, immer in die Vehn!
Frühling wird nun ein Problem,
kommt mit Stich und Beule.

Wie sie alle genervt sind,
flink und schnell sich regen!
Mücke, Sandfliege, Bremse und Fliege
und die ganze Blutsauger Riege
wünschen dir ein frohes Jahr,
lauter Blut und Kratzen.

Was sie uns verkünden nun,
nehmen wir zu Herzen:
Wir auch wollen lustig sein,
lustig wie die Mückelein,
hier und dort feldaus, sumpfein,
schlagen, springen, Schmerzen.

…naaa ja, sooo gut isses nun auch wieder nicht…

Vogelschar-Lied

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