…nun haben wir in den gut drei Wochen in der Mongolei so gut wie keine Ausländer getroffen. Die meisten fahren den Weg im nördlichen Teil des Landes von Ulaangom am Uvs See bis Ulan Bator. An Nadelöhren wie z.B. dem Grenzübergang nach Russland trifft man sie dann doch. So haben wir die beiden Japaner Tani und Ega kennengelernt. Individuell reisende Japaner und noch dazu mit dem eigenen Auto – höchst ungewöhnlich. Die beiden befanden sich auf einem „Höllenritt“ von Tokio bis Portugal. Das sind mindestens 15000km. In nur sechs Wochen wollen die das schaffen! Das bedeutet, dass sie JEDEN Tag über 330km fahren müssen. Nun gibt es nicht überall solche Autobahnen wie bei uns und alleine der Grenzübertritt von der Mongolei nach Russland hat sie den ganzen Tag gekostet – echt krasse Sache!
Beim Abendessen trafen wir noch drei deutsche Fahrradfahrer, welche die Mongolei mit den Fahrrad durchqueren wollen. Man trifft doch immer wieder mal interessante Leute.
Daneben trafen wir noch ein italienisches Pärchen, welche durch ihre Berufe als Archäologen viele interessante und lustige Geschichten erzählen konnten. Dabei gab es „selbstverständlich“original italienischen Espresso mit Gebäck. Zum Abschied haben wir noch ein kleines aber feines Geschenk in Form eines Päckchens Lavazza bekommen – geiles Ding.
Die erneute Einreise nach Russland ist nur notwendig, weil sich ein winziger Zipfel China zwischen der Mongolei und Kasachstan befindet. Die Chinesen machen übelstes Theater und erlauben die Einreise mit dem Auto nur mit einem sogenannten „Guide“ – wohl eher ein Aufpasser. Das ganze kostet dann noch ein Haufen Geld und erfordert einen Sitzplatz im Auto. Diesen Platz haben wir nicht, und so würden die ohnehin schon sehr hohen Kosten weiter steigen. Außerdem sind noch andere Auflagen zu erfüllen. So müssen wir leider um China herumfahren. Wir persönlich machen so einen Mist nicht mit. Man muß nicht durch jeden Reifen springen, der einem hingehalten wird. Vielleicht ändern sich die Bedingungen in der Zukunft, wer weiß…
Es ist immer wieder faszinierend und erstaunlich zugleich, wie schnell sich Landschaften ändern können. Meistens geht das mit den Grenzen einher. Gerade eben war die Landschaft noch karg, steppenartig, es gab keine Bäume und nur wenige, vergleichbar kleine Flüsse. Im russichen Altai änderte sich das schlagartig. Große Flüsse schlängelten sich durch grüne Täler mit Wäldern. Alles wirkt viel frischer und einladender. Wenige Kilometer hinter der Grenze fühlten wir uns wie in den europäischen Alpen. Das russiche Altai ist nicht mit dem Mongolischen zu vergleichen. Das sind zwei völlige verschiedene Geschichten obwohl es ein Gebirgszug ist.
Aber nicht nur das. Plötzlich gibt es wieder Gemüse, Obst, Käse, Wurst und Hähnchen. Dinge, die schwerlich bis gar nicht in der Mongolei aufzutreiben waren. Vor allem gab es wieder Straßen, richtige Asphaltstraßen.
Wie wir so durch diese herrliche Landschaft eierten, sahen wir von der Straße aus zwei Spanier mit ihren BMW Motorrädern an einem wunderschönen Platz campen. Direkt am glasklaren Fluß. Gegen unsere eigentliche Strategie abgeschiedene Übernachtungsplätze zu suchen, stellten wir uns einfach dazu. Es gab natürlich viel zu erzählen, da wir aus entgegengesetzten Richtungen kamen.
Als wir gerade dabei waren uns schlafen zu legen, tauchten plötzlich vier angetrunkene Jugendliche auf. Es wurde unruhig. Diese Typen wollten Geld und es stank mächtig nach Abzocke. Es war bereits nach 23:00Uhr. Etwas spät um irgendwelche Gebühren einzutreiben. Der zu zahlende Betrag schwankte zwischen 1000,-Rb und 100,-US$. Die in der Nähe campenden Moskauer Russen empfahlen uns zu zahlen, um Ärger zu vermeiden. Nun ist es aber so, dass wir Abzocke völlig ungeil finden. Außerdem wollen/dürfen wir so etwas nicht unterstützen, sonst fühlen sich die Gauner am Ende noch bestätigt. Die Spanier, welche schon in ihren Zelten lagen, waren ebenfalls nicht bereit sich abziehen zu lassen. Jetzt wurde es immer unangenehmer. Die Typen bekamen schlechte Laune. Zu allem Übel fing es auch noch an in Strömen zu regnen. Wir sollten verschwinden.
Die Spanier mit ihren Motorrädern waren da in einer nicht in so einer komfortablen Situation wie wir. Nachts im Regen das Zelt zusammenpacken, macht nicht so wirklich Spaß. Natürlich gaben wir ihnen Licht mit unseren Scheinwerfern, während sie den ganzen Kram auf ihre Mopeds luden. Wir wollten sie selbstverständlich nicht alleine mit diesen Typen lassen. Es dauerte ein bisschen, was die Stimmung noch zusätzlich anheizte. Einer erzählte irgendwas von Nazis und legte symbolisch ein Gewehr an Gunters Kopf. Wir ließen uns davon nicht aus der Ruhe bringen, halfen beim Zusammenpacken und verschwanden in die Dunkelheit…
So ist es nun manchmal. Man kann definitiv nicht von diesen Typen auf den Rest der Russen schließen. Es gibt überall Wichsss … ääähhh Idioten. Das war ein krasser Ausnahmefall! Typisch war nur wieder mal, wie sich Großstädter (in dem Fall Moskauer) und Business-Leute geben – jeder ist sich selbst der Nächste. Die hätten ruhig mal etwas aktiver werden können und sich nicht in ihrem Zelt verkriechen. Die Sibirjaken hätten sich sowas nicht bieten lassen.
Dennoch es hat sich wieder bestätigt: Es ist nicht gut, wenn man schon von der Straße aus gesehen wird. Wirst du nicht gesehen, dann weiß auch niemand, dass du da bist. Normalerweise campen wir nicht an Stellen, die so leicht einzusehen sind oder wo sich Touristen aufhalten – denn dort gibt es für die Gauner immer was zu holen.
Die 5000km Offroad in der Mongolei und natürlich die BAM-Road haben unserer Karre mächtig zugesetzt. Ist ja auch kein Wunder wenn man bedenkt, dass sie zuvor ein Jahr in Afrika und ein weiteres in Südamerika ordentlich unterwegs war. Es wurden einige Reparaturen fällig, die wir in der Mongolei so leicht nicht durchführen konnten, schon mangels Ersatzteilen. So sind wir schon eine Weile mit defekter Servolenkung unterwegs, eine Lage der Blattfeder ist gebrochen, die Deep-Cycle-Batterie funktioniert nicht mehr und der Kühler leckte.
In Biysk bekamen wir keine Ersatzteile und eine vertrauenserweckende Kühlereparaturwerkstatt haben wir auch nicht gefunden. Dafür wurde uns die Frontscheibe sehr professionell und günstig mit „Scheibenkleber“ repariert.
Nun versuchen wir unser Glück in Barnaul. Und siehe da, wir bekamen sogar den Dichtsatz für die Servolenkung. Eine Werkstatt, welche unseren Kühler repariert, fanden wir auch. Während wir so den Kühler ausbauten, lernten wir Pawel und ein paar andere Russen kennen. Wie gewohnt, waren sie sehr freundlich und hilfsbereit, und so wurde schnell ein Federblatt telefonisch organisiert. Pawel sprach englisch. Das vereinfachte die Kommunikation erheblich. Leider konnte die Kühlerwerkstatt mit dem schwachbrüstigen Kompressor nicht genug Druck im Kühler aufbauen um das Leck zu finden. Wir hatten nur Wasserverlust wenn der Motor richtig warm ist und so der Druck im Kühler stieg.
Pawel organisierte eine Werkstatt und Übernachtungsmöglichkeit für uns. Er telefonierte ein bisschen herum und später trafen wir uns mit Freunden.
Bei Lev kamen wir luxuriös unter. So hatten wir unseren eignen Bungalow mit Sauna und Vollverpflegung – und das alles kostenlos. Außerdem half er uns bei Ersatzteilbeschaffung und kannte allemöglichen Leute. So sparten wir auch eine Haufen Kohle. Er hatte ein paar Garagen mit allerlei Spielzeug wie Motorräder, Autos und ein Schneemobil. Eine Werkstatt war selbstverständlich auch dabei. Es wurde sehr auf Sauberkeit geachtet. Noch bevor wir mit dem Frühstück fertig waren, hatte Lev die Karre schon aufgebockt und die Räder waren bereits abgeschraubt.
Das Lenkgetriebe sollte sich als sehr hartnäckig herausstellen. Wir bekamen mit keinem Abzieher und selbst mit der Presse von Lev den Lenkstockhebel vom Getriebe nicht ab. Das Ding wurde wahrscheinlich seit seinem ersten Zusammenbau im Toyotawerk im Jahre 1991 nie abgebaut und ist somit eine dauerhafte Verbindung eingegangen.
Widerwillig gaben wir das Getriebe zu einem Freund von Pawel und Lev, welcher solche Reparaturen wohl ständig durchführt. Extrem schlechte Erfahrungen mit sehr schlechten Werkstätten und unfähigen Mechanikern riefen Unbehagen in uns hervor. Diese Zweifel stellten sich aber als unbegründet heraus. Wie wir erfuhren und auch auf den von Pawel mitgebrachten Fotos deutlich erkennen konnten, war das Innenleben des Lenkgetriebes ziemlich vergammelt. Der Reparaturaufwand war viel höher als erwartet. Trotz alledem blieb es beim vereinbarten Preis und es wurde sehr gute Arbeit abgeliefert. Wir bauten die Flügel für die Servopumpe wieder ein, noch ein paar weitere kleinere Reparaturen, und dann war Karre wieder fit.
Nach ein paar angenehmen Tagen und Abenden vor dem Kamin mussten wir wieder weiter. An der Stelle ein riesigen Dank an Pawel und Lev und alle die so hilfsbereit waren!!! большо́е спаси́бо! Павел и Лев !!!
Auf dem Weg zur kasachischen Grenze füllten wir nochmals unsere Gasflasche auf. Das ging bei den Russen ziemlich einfach. An der Grenze zu Kasachstan gab es keinerlei Probleme, im Gegenteil…