Wer auf eine längere Reise gehen will, und das auf eigene Faust, braucht sicher einiges an Vorbereitung. Manche Sachen lassen sich ganz gut planen, andere eher weniger und bei viele Sachen macht es unserer Meinung keinen Sinn viel Energie darauf zu verwenden.
Reiseziel und Reisezeit
Ganz grundsätzlich sollten man sich überlegen wann man wo sein will.
Will ich im Winter in Alaska sein, dann ist es dort kalt und dunkel (was auch seinen Reiz haben kann), oder will ich schön gemütlich draussen sitzen? Die erste Entscheidung sind also die Reisezeit und die grobe Richtung. „Grobe Richtung“ ist unseres Erachtens völlig ausreichend. Eine genaue Streckenplaung halten wir wenig sinvoll. Zum einen ergeben sich vor Ort häufig ganz andere Möglichkeiten und Schwierigkeiten, die sind von zu Hause aus schwer einzuschätzen. Das können Dinge sein wie Wetter, welches den Weg unpassierbar macht, politische Ereigisse, denen man besser fernbleibt oder auch einfach nur eine neue Möglichkeit die sich ergibt.
Ausserdem schränkt zu viel Planerei ein. Eine der besten Dinge, die man beim Reisen erfahren kann ist ja gerade das Sich-treiben-lassen.
Wie dem auch sei, der genaue Weg ergibt sich von selbst…
Visa
Ungefähr zu wissen wann man wo sein will macht jedoch in Hinblick auf möglicherweise nötige Visa Sinn. Die Deutschen sind da ganz gut dabei, in viele Länder für die Reisende anderer Nationalitäten ein Visum brauchen, dürfen die Deutschen „einfach so“ rein. Für den Rest sind die Regelung recht unterschiedlich und kurzlebig.
Häufig bekommt man das Visum an der Grenze. Falls nicht kann man es meist in der Botschaft/Konsulat im Ausland besorgen (Ausnahme Russland). Wenn man also ein Visum für den Sudan will, geht man z.B. in die sudanesische Botschaft in Kairo. Zu beachten sind hier ggf. vorhandene Animositäten zw. Nachbarstaaten, welche die Visabeschaffung vor Ort kompliziert gestalten kann. Allgemein gesagt: Mögen sich die Nachbarländer, so ist häufig die Visabeschaffung kein Problem (und umgekehrt).
Für den „reichen Europäer“ ist die Visabeschaffung meist nur mit der Zahlung einer Gebühr verbunden. Man bekommt mehr oder minder schnell den begehrten Aufkleber in den (noch ausreichend lang) gültigen Reisepass. Umgekehrt ist das nicht so einfach. Schon mal versucht als armer Bangladeshi ein Schengen-Visum zu bekommen?
Eine der schlechtesten Staatsangehörigkeiten, die man haben kann (zumindest was Visa und deren Kosten angeht) ist die US-amerikanische. Zahlt der Europäer vielleicht 30USD für das Visum, legt der Ami schon mal 100USD hin 🙂
Hinzu kommen so lustige Regelungen wie z.B. in Argentinien, dort zahlen die Amerikaner, Kanadier und Aussies eine „Einreisesteuer“. Die lag, glaub ich, um die 100USD…
Die ganze Dimplomatie kommt einen manchmal vor wie im Kindergarten. Oft herrscht eine „tit-for-tat“ Mentalität. Soll heissen: „Wenn Ihr es für unsere Bürger schwer macht euch zu besuchen, machen wir es umgekehrt genauso…“ Wie gesagt, die Deutschen sind da noch ganz gut dabei. Liegt vielleicht auch daran, dass Deutschland insgesamt ein sehr hohes Ansehen in der Welt hat.
Visa haben i.d.R. eine Gültigkeit und eine max. Aufenthaltsdauer. Leider ist das nicht immer ganz klar, und geht aus den Visabestimmungen bzw. Anträgen nicht eindeutig hervor. Beispiel: Double Entry Tourist Visa für Kasachstan berechtigen zur 2-maligen Einreise und erlauben eine Gesamtaufenthaltdauer von 60 Tagen. Die Frist beginnt mit der ersten Einreise! Wenn man zwischendurch woanders war, spielt das keine Rolle, die Zeit läuft.
Oder z.B. Russland: Ein multiple Entry Business Visum gilt für 1 Jahr, davon darf man aber innerhalb 180Tage nur 90Tage (?) im Land sein.
Andere Visa verfallen nach einer bestimmten Zeit, was auf einer längeren Reise wirkungsvoll verhindert, dass man die Visa schon alle zu Hause organisieren könnte…
Bezahlt werden Visa meistens in USD und in Cash. Also immer ausreichend Dollar dabeihaben, nicht in jedem Land ist es einfach an diese ranzukommen. Ägypten fällt mir da spontan ein. Im Jahre 2004 war es ein Riesenaufriss, wir sind in Kairo von Pontius zu Pilatus gelaufen, nur um an Dollares ranzukommen. Die Banken haben sich alle verweigert, am Ende blieb nur der Schwarzmarkt mit einem schlechten Kurs.
Achtet darauf, keine zu grossen, zu kleinen, oder zu alte USD Scheine zu haben. 20 und 50 USD-Scheine sind ideal.
In seltenen Fällen muss man die Visa-Gebühr auch bei einer Bank einzahlen.
In jedem Fall ist die Visa-Beschaffung eine lästige Übung, die wohl den wenigsten erspart bleiben wird. Denkt auch daran, dass die Ausstellung Zeit benötigt. Manchmal bekommt man das Visum sofort oder zumindest am selben Tag. Hin und wieder kann das aber auch Monate dauern. Hier gilt: möglichst zeitnah informieren. Wenn`s nämlich dumm läuft schiesst man sich ins Knie und kann an der Grenze weder vor noch zurück!
Gesundheit
Je nach Reiseziel macht es evtl. Sinn über die ein- oder andere Impfung nachzudenken. Wenn Ihr in Südamerika unterwegs seid, kann es sogar sein, dass sie an manch einer Grenze einen Nachweis über die Gelbfieberimpfung sehen wollen. Evtl. macht auch eine Tollwutimpfung Sinn.
Am besten Ihr lasst Euch von Eurem Arzt beraten. In jedem Fall ist der Impfkram sauteuer, da kommen leicht einige hundert Euronen zusammen.
Besonders lustig waren die Kiwis. Claus musste dort zum TB-Röntgen, weil er aus einem Gebiet kam in dem es TB gibt. Witzigerweise brauchte man diese Untersuchung nur, wenn man ein 12-Monats Visum wollte. Wäre er nur max. 9 Monate in Neuseeland geblieben, wäre es egal gewesen ob nun TB oder nicht ??? TB or not TB, that is the question!
Einen Verbandskasten und ein paar Standardmedikamente solltet Ihr schon dabei haben. Verletzen kann man sich immer…
Fahrzeug
Die Frage ist erstmal, wie will man unterwegs sein. Unterwegs haben wir schon einiges an Fortgewegungsmitteln gesehen. Vom Fahrrad über ein 50ccm Monkeybike, allerlei kleine und grosse Motorräder, bis zum 8×8 MAN Truck war alles dabei. Ganz verwegene trauten sich sogar mit einem Landrover in die Welt hinaus 🙂
Spass bei Seite, auch der Landrover hat ein paar Vorteile. Und schöner als ein nackischer J75 isser allemal.
Ohne jetzt detailiert auf die einzelnen Fahrzeuge einzugehen, gibt es doch ein paar fundamentale Unterschiede.
Mit dem Fahrrad ist man zwar sehr langsam, aber auch sehr nah dran. Das kann ein Vorteil sein im Bezug auf Reiseerlebnisse mit Menschen, kann aber auch ein Nachteil sein, wenn der Schwerpunkt auf entlegene Gegenden liegt. Die Reichweite eines Fahrrads bemisst sich zwangsläufig nach den mitführbaren Lebensmitteln, insb. Trinkwasser. Auch darf man das Wetter nicht unterschätzen.
Motorradfahrer sind zwar schneller, kommen mehr rum, leben aber auch gefährlicher und sitzem trotzdem im Freien. Mit dem Moped kann man mehr mitnehmen als mit dem Fahrrad, überwindet auch hohe Pässe ohne Probleme. Vollgepackt gestaltet sich jedoch echtes Offroad-Fahren schwierig. Tiefe Wasserdurchfahren sind schwer möglich, dafür kann man das Moped aber auch leichter mit dem Kanu übersetzen.
Ein Geländewagen in der Grösse eines Landcruisers oder Defenders bietet ausreichend Komfort, man ist bei der Schlafplatzsuche mit einem Dachzelt oder Aufstellfach unabhängig von der Bodenbeschaffenheit, kommt noch fast überall durch. Die meisten Wege sind für Geländewägen in dieser Grössenordnung angelegt. Wenn das Aufstelldach nicht zu hoch ist (Gesamthöhe <2,28m) passt die Karre auch in einen 20′ Container, was für die Verschiffung günstig ist. Die Karre bietet auch einen guten Schutz vor dem Wetter.
Noch mehr Komfort und Eigenständigkeit bietet ein LKW. Dies wird jedoch damit erkauft, dass das grosse Gefährt ein ziemlicher Klotz am Bein ist. Das fängt schon damit an, dass viele Brücken (gerade auf den interessanten Strecken) nicht für LKW ausgelegt sind. Die oftmals notdürftig zusammengnagelten Konstruktionen würden unter dem Gewicht des LKW zusammenbrechen. Auch sind die Aussenmasse (insb. die Höhe) ein Hemmniss. Das grosse Gewicht stellt auch ein erhebliches Problem bei der (Selbst-)Bergung dar. Wenn man mit dem LKW im Sumpf feststeckt ist guter Rat teuer. Sehr teuer so gar. Da ist nix mehr mit HiLift… LKW Fahrverbote, Parkplatzprobleme und die nicht unerheblichen Kosten (Sprit, Reifen, Maut, Versicherung) sprechen auch nicht unbedingt für einen LKW.
…und schon mal nur nen simples Rad am Truck gewechselt?!!
Allgemein ist es von Vorteil das Gefährt nach dem Prinzip „Keep it simple and stupid“ aus bzw. umzubauen. Super-gepimpte Spezialmotor-Umbauten machen sich vielleicht auf einem GTI-Treffen ganz gut. Auf der Reise zählt aber eher, dass das Teil erstens zuverlässig ist, und zweitens nicht mit Spezial-Kram vollgestopft ist, den man unterwegs nirgends auftreibt. Gerade für die Landcruiser gibt es weltweit eine sehr gute Ersatzteilversorgung (Ausnahme: keine J7 Landcruiser in Nordamerika). Auch sind viele Teile Standardware, welche nicht unbedingt Original Toyota sein müssen (Lager, Wellendichtringe etc.)
Was Aus- und Anbauten angehnt so müssen diese unbedingt stabil ausgeführt sein. Die Kräfte auf der Waschbrett-Rumpelpiste haben schon fast alles irgendwann klein gekriegt. Egal was man baut, die größten Kräfte wirken senkrecht. Wenn Ihr also was anschraubt, dann möglichst ohne Hebel in der Waagrechten. Sowas fällt früher oder später ab.
Kritisch sind auch selbstgebaute Zusatztanks. Die meisten sind aus flachen Blechen zusammengeschweißt, haben somit zahlreiche Ecken. Im schweren Gelände verwindet sich das ganze Fahrzeug erheblich, was sehr grossen Stress auf die Scheißnähte des Tanks überträgt. Meist reissen sie dann an den Ecken. Nicht umsonst sind serienmässige Tanks ziefgezogen und haben vor allem keine „eckigen Ecken“.
Kurz: Eine vernünftige Konstruktion erspart Ärger auf der Reise!
Unterwegs bekommt man meist zwar Standarddinge, wie Schrauben usw. Richtig hochwertiges Material ist aber fast unauftreibbar. Das fängt schon an, wenn man nur Sperrholz sucht, oder Alu-Vierkant-Profile. Sowas gibt es bei uns in jedem Baumarkt…
Habt Ihr also z.B. euren Ausbau mit chicen Schrauben zusammengebaut, so nehmt lieber ein paar als Ersatz mit. Nur so als Beispiel.