Wareware wa nanika o rikai shite inai 我々は何かを理解していない。 … wir verstehen nix – willkommen in Japan! (auf joponisch)
…unterschiedlicher als die drei Länder Neuseeland, Philippinen und Japan geht es kaum. Unsere Anreise von den Philippinen nach Japan dauerte unendlich scheinende 27 Stunden. Auf den Philippinen wollten wir kein Risiko eingehen und sind sehr früh losgefahren um unseren Flug nicht zu verpassen. Schließlich hatten wir oft Buspannen. Der Flug ging erst mal genau entgegengesetzt – nach Kuala Lumpur, dem Essparadies schlecht hin. So war es dann auch auf dem Flugplatz … wir gönnten uns natürlich was Leckeres. Schließlich konnten wir bei dem Anblick sowieso nicht widerstehen. Nach ewigem Aufenthalt flogen wir schließlich wieder über Manila hinweg nach Osaka.
Der ganze Einreisekrempel ging völlig entspannt von statten. Mit der Bahn und den Fahrscheinautomaten kamen wir eigentlich auch recht schnell zurecht.
Es ist zwar viel auf Japanisch ausgeschildert, aber es gab auch für uns lesbare Streckenpläne. Zum Glück sind die Zahlen wie wir sie kennen und die Automaten sind einfach zu bedienen. Völlig problemlos fanden wir unser zuvor gebuchtes Hotel, oder besser Absteige und ließen uns völlig übermüdet in unseren 6m ² (also unwesentlich größer als unsere rollende Hütte) Zimmer auf den steinharten Tatami-Matten (Reisstroh-Matten) nieder. Der Wecker klingelte allerdings schon 2 Stunden später. Natürlich wollten wir so bald wie möglich unser geliebtes Slothmobil wieder haben und musste alles so schnell wie möglich organisiert werden.
Als erstes mussten wir zum japanischen Automobilclub (JAF). Von denen brauchen wir ein einen Schrieb, welcher das Carnet (Zollpapiere für das Auto) autorisierte. Beim JAF bekommt man auch eine Übersetzung des Führerscheins. Obwohl wir zuerst im falschen JAF-Büro waren, konnten wir dies alles am ersten Tag organisieren. Das Bahnsystem ist schließlich gut ausgebaut, schnell und pünktlich.
Das war der leichte Teil. Nun folgt der Zoll – und das im Hafen, was immer eine völlig andere Geschichte ist.
Die „Fracht-Agenten“ waren typische Japaner. Total höflich, korrekt und sprachen kaum englisch. Alles war so völlig anders als das was wir sonst so bei diesen Zoll-Hoschis erlebt haben. Zwei völlig nette Typen, die sich total zerrissen haben. Verbeugung, Visitenkarte, Kaffee und jedes Mal ne Entschuldigung wenn sie was von uns benötigten oder es etwas dauern könnte.
Sie hatten aber definitiv gar keine Vorstellung von dem, was sie da eigentlich erwartet. Es wurde nämlich von Verzollen geredet, obgleich wir erklärt hatten, dass der Kram im Auto nur olles Gerümpel ist.
Schließlich fuhren wir vorab gemeinsam zum Zoll. Dieser hatte natürlich auch gar keine Vorstellung davon hatte, was da aus Neuseeland angekommen ist. Das konnte man deutlich an den Gesichtern ablesen.
Da die Kommunikation schwierig, aber eben auch nicht unmöglich war und die beiden Agenten neugierig geworden sind, übergaben wir erst mal unsere Autoschlüssel. Natürlich haben sie geschaut, was da los ist.
Diese ganze Aktion geschah an einem Donnerstag. Uns war eigentlich klar, dass vor Montag nix passiert. Auch in Japan mahlen die Mühlen langsam. So geschah es dann auch.
Das Gute daran war: Wir hatten genug Zeit um Osaka zu erkunden. Eigentlich gibt Osaka gar nicht sooo viel her, aber es war schon sehr interessant für uns, wie das hier in Japan alles so abgeht. Alles war erst mal neu und schon anders, als das was wir bisher gesehen hatten. Aber eben auch nicht extrem anders, einfach nur japanisch. Am auffälligsten ist da natürlich die extreme Höflichkeit und die vielen Verbeugungen. Ganz automatisch lässt man sich davon anstecken, obwohl wir es sicher hier und da wahrscheinlich übertrieben hatten – aber schaden kann es auch nicht.
Nur wenige Klischees stimmen tatsächlich. Aber so ist das nun mal. In Bayern rennen ja auch nicht alle Bier trinkend mit nem Gamsbart-Hut rum. Was uns persönlich als erstes und positiv aufgefallen ist, war der entspannte, leise und geordnete Straßenverkehr. Nix von überfüllten Straßen, Lärm oder gar Chaos.
Die Versorgung mit gutem Essen war wie erwartet sehr einfach, aber natürlich auch nicht mehr so ganz billig. Speziell in Osaka vielen uns auch die vielen schicken Gertrüden auf. Die Japaner sind auch gar nicht so zurückhaltend, wie erwartet. Wir wurden öfters angesprochen bzw. haben spontan Hilfe angeboten bekommen, auch von alten Leuten.
Selbstverständlich müssen auch die vollelektronischen Toiletten erwähnt werden. Wer sich mal die Captain Kirk fühlen will, muss bloß mal auf’s Klo gehen. Zur Rechten eine Schaltzentrale vom feinsten, bunte Knöpfe für die Arschdusche (eigener Knopf für Frauen), der Wasserdruck und Temperatur ist einstellbar, Musik od. Plätschergeräusche auf Kopfdruck (zum Übertönen „peinlicher“ Eigengeräusche), regulierbarer Föhn (nicht für die Haare), und spülen geht berührungslos. Natürlich ist die Klobrille beheizt und die Temperatur ist selbstverständlich einstellbar. Warum gibt’s so was bei uns eigentlich nicht?
Auffällig sind auch der ganze Kitsch und die Manga-Läden, welche bis unters Dach mit teilweise sündhaft teuren Gummi-Platik-Figuren vollgestopft sind. Schaut man genau hin, fällt einem erstmal auf, wie schräg die einzelnen Figuren so sind. Von sexy über böse, von fantasievoll bis niedlich ist alles dabei. Irgendwie haben selbst wir einen gewissen Gefallen daran gefunden.
Aber der absolute Knaller und das total Schrägste sind diese Pachinko Hallen. Pachinko ist ein Automatenspiel, bei dem man in den quietschebunten, blinkenden und lärmenden Automaten, bei dem man oben riesige Mengen an kleine Metallkugeln rein kippt und diese dann versucht gezielt in irgendwelche Löscher rollen zu lassen. Bei den richtigen Löchern gibt es mehr Kugeln – kistenweise steht das Zeug neben den Spielerstühlen. Man kann sich den Lärm in so einer Halle mit „Abermillionen“ von diesen vor sich hin dudelnden Automaten vorstellen – eigentlich kann man sich das nicht – jedenfalls versteht man sein eigenes Wort nicht mehr. Das ist der totale Wahnsinn. Kaum vorstellbar, dass man das länger als 5 Minuten darin aushalten kann.
Es gibt Leute, die verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit diesem Spiel. Unglaubliche 250 Milliarden Euro geben die Japaner dafür jährlich aus! An diesen Spielhöllen mangelt es definitiv nicht.
Eine Sache müssen wir noch erwähnen: In Japan zieht man sich die Schuhe in der Wohnung bzw. Zimmer aus. Das ist bei uns ja eigentlich auch nicht viel anders. Der kleine Unterschied ist nur, dass dies strikter gehandhabt wird. Auf jeden Fall betritt man niemals die Tatami-Matten mit Schuhen. Das eigentlich besondere sind die speziell für den Toilettengang vorgesehenen Latschen – und nur dafür! Lustig ist deren Größe – für uns natürlich viel zu klein. Aber, wie wir beobachten konnten, nicht nur uns viel zu klein. Selbst für Japaner waren diese unterdimensioniert.
Am besten hat uns die Stadt bei Nacht gefallen.
Überall diese bunten Schilder, animierte Bildschirme bzw. netten Lokale und Essstände… ganz klar, dass wir davon angelockt wurden und uns einfach einen lokalen Snack in Form von Sushi einwerfen wollten. Wir sind ja nun „Low Budget“ Touris und so nahmen wir die preiswerte Variante in Angriff und schnappten uns 2 Sushi-Rollen, die am Lokal-Eingang lagen und einfach nur mit Gemüse gefüllt waren. Diese sind nun mal viel billiger als die mit leckerem frischen Fisch. Diese Rollen wollten wir im Lokal verspeisen. Aber eigentlich war dies so nicht gedacht, die waren lediglich zum mitnehmen. Aber wie die Japaner nun mal so sind, wurden uns die Rollen in Stäbchen gerechte Stücke geschnitten, dazu noch eingelegter Ingwer dazu und als ob das noch nicht genug wäre, wurde das Ganze noch mit leckerem rohen Lachs getoppt. Sojasoße und grüner Tee ist natürlich Standard und das alles ohne Aufpreis
! So kamen wir unverhofft zu unserem sehr leckeren Snack am Abend … dabei fällt uns ein, dass wir ziemlich verblüfft waren, wie viele Japaner sich Fastfood reinziehen – jung wie alt. Das hätten wir nicht gedacht. Neben den bekannten amerikanischen Fastfood-Ketten gibt es auch noch zahlreiche japanische Varianten, welche aber für uns definitiv besser sind.
Das alles, und natürlich auch das herrliche Frühlingshafte Wetter, waren sicher die Gründe, warum wir Japan auf Anhieb mochten…
Über Verwandtschaft von Gunter hatten wir eine Adresse in Nara, wo der in Deutschland aufgewachsene Gordon mit seiner japanischen Freundin Megumi lebt. Das war natürlich ein Grund die Beiden mal zu besuchen. Außerdem liegt Nara mit dem Zug gerade mal 45 Minuten von Osaka entfernt. So haben wir nicht nur nützliche und interessante Dinge erfahren, sondern haben auf unseren Wunsch mal so ein „Fliessband-Sushi-Restaurant“ (Kaiten-Sushi) besucht. Anschießend besuchten wir einen weit vom Touristen-Strom abgelegenen Tempel (Nara ist neben Kyoto als alte Kaiserstadt bekannt für seine Tempel und Schreine). So hatten wir noch einen wunderschönen Sonntag. Dies war ganz sicher nicht der letzte Besuch. Wir kommen wieder wenn es Frühling ist und die Kirschbäume blühen.
Nun war der spannende Tag da – Montag. Es regnete, es war kalt und ungemütlich. Wie vereinbart wurden wir von der Bahnstation abgeholt und es ging zum Zoll. Aber zuvor sahen wir nach 4 Wochen das erste Mal unseren geliebten Toyo wieder. Leider vorerst nur wie er auf einen Abschlepp-Truck aufgeladen wurde.
Beim Zoll sollten wir die gesamte Karre leer räumen und alles auf eine extra dafür ausgebreitete blaue Plane legen. Die obligatorische Frage nach Drogen und Waffen konnten wir verneinen. Bei der Frage nach Messern sah es anders aus. Erst viel uns nur das eine Küchenmesser ein. Peinlicherweise waren es am Ende 3 große Messer und der Zoll interessierte sich seltsamerweise auch noch für die Steakmesser. Während Gunter mit dem Messer-Hoschi im Zollbüro verschwand, wuselten ca. 5-6 Mann um unsere Karre und inspizierten mit weißen Handschuhen unser Gerümpel.
Was es mit den Messern auf sich hat und was daran das Problem ist, darüber war sich Gunter noch nicht im Klaren. Verstanden hat er ja nicht sehr viel, aber das Beduinenmesser, welches Claus in Jordanien geschenkt bekommen hat, war wohl das problematischste. Was Gunter auf jeden Fall verstanden hatte war, dass alles was über 15cm Klingenlänge hat, ein Problem ist. Was er aber überhaupt nicht verstanden hat, warum Küchenmesser überhaupt ein Problem sind und warum ausgerechnet das 16cm lange jordanische Messer so ein Aufsehen erregt hat aber das mindestens 4cm längere Küchenmesser nicht? Das Beduinenmesser wurde kritisch inspiziert, fotografiert und als Problemmesser eingestuft (???). Höflichst wurde Gunter gebeten Platz zu nehmen und sich mehrfach entschuldigt, dass es eine Weile dauern wird. Derweil waren draußen in der Nasskälte mehrere Zöllner damit beschäftigt, alles genauestens zu inspizieren. Alles wurde korrekt und ordentlich an seinen alten Platz in den vielen Kisten und Schächtelchen zurückgelegt, was sichtbar Mühe bereitete. Schließlich ist ein Haufen Zeug auf engsten Raum mit jahrelanger „Übung“ untergebracht und „eingebaut“. Zwischendurch war ein verwunderndes oder manchmal auch belustigendes raunen zu hören … schließlich waren sie froh endlich fertig, und ihrer Pflicht nachgekommen zu sein. Jedenfalls hat sie der Rest im Auto nicht mehr interessiert.
Zwischenzeitlich war das Messerproblem auch geklärt und alles war für „OK“ befunden. Versteuern mussten wir wie erwartet auch nichts und bis auf die Bezahlung des Agenten war alles erledigt … wir konnten es noch gar nicht so recht glauben.
Abschließend gab es noch, wie in Japan zu fast jedem Anlass üblich, ein kleines Geschenk vom Agenten. Wir wurden hinausbegleitet und weil es regnete kam noch mal kurz Panik auf … der eine Agent war kurz verschwunden und kam dann mit 2 Regenschirmen für uns wieder. Gewartet haben die Beiden auch, bis wir vom Hof gefahren waren. Kann man doch nicht anders sagen: Ist doch echt nett!
Wir waren auf Japans Straßen und das einige was noch an die Verschiffung erinnerte war der mit weißem Stift auf Front und Seitenscheibe geschriebene Schriftzug „Osaka“.
Wie der bereits in Neuseeland angekündigte Plan B kam gar nicht zum Einsatz. Plan B war, falls es wegen der von Deutschland nicht unterzeichneten „Road Traffic Convention“ von 1949 Probleme gibt, hätten wir eben ein neuseeländisches Auto importiert. Die Neuseeländer haben das Abkommen ja schließlich unterzeichnet. Diese Infos haben wir übrigens auf der JAF Webseite gefunden.
Zur Erklärung: Dieser ganze Aufwand nur, weil wir es uns definitiv nicht leisten konnten, dass der temporäre Import unseres Toyos nicht klappt. Wohin hätten wir denn dann verschiffen sollen. Nach Sibirien im tiefsten Winter!?? Nord-, Südamerika, Südost-Asien oder Australien waren keine Optionen – da waren wir schon mal und eine weitere Verschiffung wäre dann fällig gewesen. Die Chinesen lassen uns so ohne weiteres mit dem Auto nicht rein (dort wird ein „Guide“, sprich: Aufpasser benötigt – aber an dieser Stelle keine weiteren Ausführungen). Abgesehen davon, dass das alles mit hohen Kosten verbunden wäre … aber kein weiteres Gelaber, es ist niemand irgendwas aufgefallen, weil kaum jemand sein Auto nach Japan verschifft. Wir haben zumindest keine Deutschen und nur einen Belgier im Internet gefunden. Bei Motorrädern kommt es wohl öfters mal vor, aber es bleibt eben eine Seltenheit und somit weiß auch keiner Bescheid. Dies kam uns ganz sicher dabei zu Gute. Egal, alles funktionierte und wir sind glücklich!
Mit dem Schriftzug „Osaka“ auf der Frontscheibe ging es durch das nächtliche Osaka zur nächsten Tanke … und dann bloß raus aus dem städtischen Gebiet … ach neee, leider mussten wir noch mal zum JAF, da unser Carnet-autorisier-Schrieb vom Zoll benötigt wurde, wir aber eine Zweitschrift brauchten. Also pennten wir mitten in der Stadt an einem geschlossenen Tor vorm Stadion und bauten bei der Gelegenheit auch gleich alles wieder an, was wir wegen der Verschiffung vom Auto abschrauben mussten.
Am nächsten Morgen wachten wir bei vollem Betrieb an der Bahnstation mitten in der Stadt auf und keinen hat es gestört. Auch wenn mittlerweile das Tor vorm Stadion geöffnet war und wir mitten in der Einfahrt standen. Das fängt ja gut an…
Der kürzeste Weg aus dem urbanen Gebiet von Osaka führte Richtung Norden, – ganz einfach, weil wir uns schon im Norden befanden. Es dauerte trotzdem ewig, bis wir endlich Landluft schnupperten.
Die erste Nacht verbrachten wir auf einem völlig verlassenen Parkplatz am Meer mit Toilette und fließendem Wasser. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, waren wir eingeschneit – es war saukalt.
Nun gut, das war erst unsere zweite Nacht im Auto. Aber irgendwie waren wir völlig überrascht, wie einfach wir hier in Japan einen Platz zum pennen gefunden haben. Wir werden sehen, wie sich das noch so weiterentwickelt…
Es blieb nasskalt. Zum Glück haben wir eine Standheizung – jaaaja, wir sind Luxus-Reisende. Anscheinend war es noch zu früh für Japan. Aber wir hatten ja eine kleine gemütliche Bleibe.
Angeblich soll ja die Insel Shikoku die „mediterranste“ sein – soll heißen, hier ist das Wetter besser und die Temperaturen milder. Angeblich wärmer als die südlicher gelegene Insel Kyushu. Also Kurswechsel nach Süden und auf nach Shikoku.
Es wurde auch tatsächlich milder, aber von warm kann nicht die Rede sein. Aber die Tage waren recht angenehm.
In Okayama schauten wir uns den schönen Koraku-en Garten und das angrenzende Kastell an. Der Garten war recht schön, aber das Kastell hat von innen mächtig enttäuscht.
Schon von weitem war die riesige Brücke, welche Honshu mit Shikoku verbindet, zu sehen. Vielleicht war das bisher auch die längste auf unseren Reisen. Natürlich war dieses Bauwerk nicht für „um sonst“ zu benutzen. Dafür war das der Eintritt in eine hoffentlich wärmere „Welt“…
…die Insel Shikoku, Einladungen, und zweimal scheitern an einem Tag
An einem Stellplatz an der Küste lud uns ein Mann mit einem Moped spontan zu sich nach Hause ein. Die Kommunikation ist weiterhin schwierig. Er deutete eine Dusche an. Wir fragten uns, ob das konkret was bedeuten sollte oder eben nur ne Dusche, weil die Japaner auf warme Bäder und Sauberkeit sehr großen Wert legen. Egal, wir hatten eh nix besseres zu tun und packten schnell zusammen und freuten uns über die Einladung.
Zum Glück – aber wahrscheinlich wäre es auch egal gewesen, nur eben merkwürdig – wussten wir, dass man sich in Japan VOR der Wanne wäscht. In die Wanne steigt man nur sauber. Gunter ging als erstes in das Bad mit der heißen Wanne. Daneben hing eine Duschbrause an der Wand und es sah so aus, als könne man sich doch tatsächlich vor der Wanne duschen. So geschehen und ab in das heiße Bad – voll geil ey. Dann war Claus dran und natürlich ab in die gleiche Wanne – zum Glück hat sich Gunter ja vorher gewaschen, sonst wären bei ihm bereits schwarze Ränder auf Wasserlevel entstanden…
Dann tauchten zwei weiter Freunde von Fujimoto-san auf. Der eine konnte recht gut englisch labern. Der hat doch tatsächlich „Türkisch“ (Türkenisistik) studiert – häh?! Was es nicht alles gibt.
Egal, – natürlich wollten die mit uns essen gehen und wir hatten nix dagegen. Es gab die lokale Spezialität: Sanuki Udon (Nudeln). Zum Glück sind wir geübt im „Stäbchen-Essen“ und unsere Gastgeber waren darüber erstaunt.
Nozumu und Také haben uns noch zu sich im ganz im Süden der Insel eingeladen, wo sie arbeiten.
Ganz nebenbei hatten wir seit langen mal wieder die Gelegenheit nach unseren E-Mails zu schauen. Wider erwartend stellt dies in Japan ein echtes Problem dar. Es gibt keine Prepaid – SIM Karten. Also nur teure und langfristige Verträge um permanenten Internetzugang zu haben. Was auch ein völliges Novum ist, selbst beim Mc Donalds gibt es keinen Internetzugang. Bibliotheken scheint es auch nicht zu geben, bei denen man für gewöhnlich ins Internet kommt. Und weil alle nen Smart-Phone und ne dementsprechende Karte haben, gibt es auch kaum Internetcafes. So sind wir im Hightec-Land Japan auf die Freespots (kostenlose WiFi Hotspots) angewiesen, die recht selten sind und dann auch noch häufig nicht funktionieren. Claus war so clever diese im Internet zu finden und vor allem mit entsprechender „Software“ zu exportieren und ins GPS zu importieren. Aber so richtig glücklich sind wir mit dieser Lösung nicht. Vielleicht klingt es für Außenstehende völlig blöd, dass wir so „online-geil“ sind. Aber so lächerlich wie das jetzt klingt, wir haben echt viel zu organisieren. Fast alles funktioniert nur online. Visakram (speziell die „bipper“ Multible-Entry-Visa Russland), Onlinebanking (Überweisungen auf Kreditkarten, die im Ausland nix kosten bzw. laufende Kosten zu Hause), Kommunikation mit Freunden, Probleme die es zu Hause gibt usw. – deswegen war das Arbeitszimmer im 4m² Ferienwohnung Video kein „echter“ Scherz.
Nosumo und Také haben wir dann noch mal in Moruto, ganz im Süden Shikokus getroffen. Die beiden und ihre Kollegen stellen dort gerade einen neuen Mobilfunkmasten auf. Wir kamen abends an und hatten einen lustigen Abend mit allerlei Leckereien. Die Japaner sind sehr gesellig und haben anscheinend gerne Gäste.
Wir wurden dann noch in ein „Onsen“ mitgenommen. Das ist ein japanisches Thermalbad. Der Ablauf ist logischerweise auch sehr japanisch: Zuerst Schuhe ausziehen (denn wer geht schon mit Schuhen ins Wasser?!). Dann geht man in den Umkleideraum und verstaut seine Klamotten in einem Spind. Nackisch geht’s dann zum Waschplatz: Dort findet man einen Schemel zum draufhocken, Seife und Shampoo. Bevor man sich nämlich in den gemeinsamen Pool setzen darf, muss man erst gründlich, GRÜNDLICH! waschen. Ist das gleiche Prinzip, wie bei der Badewanne zuhause. Dann ab ins erste warme „Indoor“ Wasser und anschließend nach draußen zum „Outdoor-Basin“ mit Blick auf den Orion. Das ganze ist nach Männlein und Weiblein getrennt.
Die Temperaturen sind merklich milder geworden. Der Alltag tritt langsam ein. Das soll heißen, wir blicken langsam durch, wo-wie-was funktioniert. Es ist eindeutig klar. Japan ist echt einfach zu bereisen …hey, wer hätte das erwartet (um es gleich mal vorweg zu nehmen): im scheinbar dicht besiedelten Japan findet man total leicht einen Stellplatz für die Nacht, dort befindet sich dann auch noch eine Toilette (immer mit reichlich Toilettenpapier bestückt) und Trink-Wasser gibt es meistens ebenfalls. Die Dichte an öffentlichen Toiletten scheint weltweit die höchste zu sein. Nicht selten findet man auch einen Stromanschluss – natürlich nix offizielles, aber es stört keinen. Dafür haben wir selten Internetzugang! … hätte uns das Jemand vorher so erzählt, hätten wir ganz sicher gedacht: „Der spinnt doch!“…
Wegen Getränken braucht man sich hier ganz sicher nirgends Sorgen machen. Getränkeautomaten stehen hier überall, auch da, wo scheinbar niemals jemand je ein Getränk benötigt. Die steh aber nie alleine rum. Mindestens 2 Konkurrenten platzieren sich daneben. Das sind nicht so so schnöde Getränkeautomaten. Nee, die können mehr. Je nach Wunsch gibt es ein eiskaltes oder heißes Getränk. Ja sogar Suppen sind möglich.
Man muss sich in Japan daran gewöhnen, zumindest auf Shikoku, dass die Küsten, Flüsse und Hänge bis auf extrem wenige Ausnahmen zubetoniert sind. Der Straßenverkehr ist sehr entspannend. Auf den Landstraßen ist man selten schneller als 50km/h (effektiv ca. 60km/h mit „Aufschlag“) unterwegs. Auch in den Städten geht es sehr gesittet zu. Kein sinnloses rumgehupe, oder aggressives fahren. Wenn jemand die Spur wechseln will, wird er auch reingelassen, bedankt wird sich mit dem Warnblinker (wie es bei uns die Trucker auch tun). Die Landstraßen sind aber auch echt interessant. Wobei eine gerade noch fett ausgebaute Straße urplötzlich zu einer engen einspurigen Ministraße wird (jetzt wissen wir auch, warum die Auto hier alle so klein sind). Teilweise ein übelstes Rumgekurve und man kommt kaum vorwärts. Liegt wieder mal an den vielen Bergen. Die Nebenstraßen sind ohnehin meist nur einspurig mit einer Unzahl Spiegel an den fast immer unübersichtlichen Kurven.
Mann kann solchen Ministraßen durchaus so weit folgen, bis man vor einem unüberwindbaren Hindernis steht. Bei uns war es bei ersten Mal ein abgerutschtes Schneefeld und das andere Mal ein Erd- bzw. Felsrutsch – und das an einem Tag. So mussten wir zwei Mal kurz vor unserem Ziel umkehren (natürlich ewig Rückwärts fahren, weil man einfach nicht wenden konnte).
Wenn man „schnell“ irgendwo hin will, bleiben einen nur die „Express-Ways“, die aber ganz schön ins Geld gehen (Maut). Zum Glück haben wir es ja nicht eilig…
Wir sind Küsten entlang gefahren und sind Flussläufen gefolgt und unterwegs haben wir ein paar wunderschöne, idyllische Tempel bzw. Schreine gesehen. Gerade hier auf Shikoku gibt es 88 bekannte Schreine, die auch gern zu Fuß auf einer ca. 1200km Tour besucht werden. Aber bei weitem nicht alle sind schön oder interessant…
Natürlich haben wir auch ein paar bekannte Schreine aufgesucht. Unter anderem den Kompirasan-Schrein mit seinen 1385 Stufen, die eigentlich gar nicht so schlimm waren, wie in unserem tollen Reiseführer beschrieben.
Na ja, abgesehen davon, dass der Reiseführer natürlich nicht für Leute konzipiert ist, die mit ihrer eigenen Karre rum fahren, gibt er allerdings auch nicht so viel her.
Einkaufen macht immer wieder Spaß.
Neben schier unzähligen „Convenient Stores“ à la 7-eleven (selbst jeder Mini-Ort scheint mindestens 2 davon zu haben), gibt es natürlich auch ganz normale Supermärkte. Von wegen es gibt keine Büchsen oder Fertigprodukte in Japan. Das Sortiment ist allerdings sehr japanisch. Wir haben sogar eine „Spam-Sushi-Büchse“ gefunden – die mussten wir einfach haben…
Nahezu alles gibt es nur in Mini-Ausführung: 2 Tomaten, 3 Kartoffeln, ca. 10 Bohnen, Okras etc. Und alles, wirklich alles ist in Plastik eingepackt. Einzelne Tomaten, oder Möhren: in Plastikfolie, selbst die Plastikflasche „sonst-was-Sosse“ ist noch mal in einer Plastiktüte verpackt.
So viel Müll, wie hier, haben wir noch nirgends produziert … aber, man muss auch sagen, die Mülltrennung wird hier noch akribischer als bei uns daheim zelebriert. Eben auf japanisch – also noch mal ne andere Nummer. Es gibt sehr viele verschiedene Mülleimer für die verschiedenen Verpackungen. Z.B. für Plastik gibt es 3 verschiedene Container.
Wenn wir das richtig verstehen, sollten diese möglichst ausgewaschen sein und kleingeschnitten.
Bei den Plastiktrinkflaschen muss der Deckel abgeschraubt sein und die Flasche zusammengedrückt werden. Wie das mit den stabilen Coca-Cola Flachen funktioniert, haben wir noch nicht raus gefunden. Ein Müllbeutelproblem haben wir hier nicht – nur ein Müll Entsorgungsproblem. Erst recht bei dem ganzen Müll der hier ungewollt anfällt. Es gibt keine öffentlichen Mülleimer (zumindest haben wir noch keine gefunden und die Gitterboxen am Straßenrand erzählen uns auch nix davon, wie das hier funktioniert).
Völlig abgefahren sind auch die riesigen Sake und Whisky Flaschen. Das geht bis 5 Liter. Also wir haben bisher noch nie 5 Literflaschen Whisky gesehen und deshalb auch gleich mal eingekauft – wenngleich es auch nur 4 Liter Variante war…
Das Gedudel in den Märkten ist auch immer wieder ein Erlebnis.
Die Tage werden wärmer – ja sogar zu warm. Die Bäume fangen an zu blühen, bevor sie überhaupt Blätter treiben (oder ist das immer so?). Man merkt auf jeden Fall, der Frühling steht vor der Tür.
Und es bleibt dabei – nen Stellplatz für die Nacht zu finden ist überhaupt kein Ding und wir haben uns noch nie so sicher gefühlt, wie in Japan. Nun gut, so richtig unsicher haben wir uns nur an wenigen Plätzen auf der Welt gefühlt, aber vielleicht hatten wir ja auch nur Glück. Aber hier in Japan fühlt es sich doch irgendwie anders an – eben völlig entspannt…