Japan war so richtig gut. Es hat Spaß gemacht. Trotz Verständigungsprobleme sind wir leicht durchgekommen. Die Japaner sind viel offener, lustiger und lockerer als allgemein angenommen. Ungeschlagen sind sie aber in ihrer Freundlichkeit! Nirgends sonst wurden wir so oft eingeladen oder haben kleine Aufmerksamkeiten bekommen, und das obwohl wir uns lieber „under cover“ und abseits von Ortschaften bewegen. Man darf dabei auch nicht vergessen, das wir ziemlich autark unterwegs sind und unser eigenes Ding machen, auch sehr viel weniger abhängig sind. Wir sind nicht Menschenscheu, aber eben nicht in Hostels, Hotels, Gasthäusern oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Wir wollten auch nicht den Highscore in „Kennenlernen“ oder „Eingeladen werden“ brechen.
Trotz alledem wurden wir sehr oft angesprochen (ja eigentlich ständig), erstaunlicherweise meistens von älteren Damen (hey, hey, was soll’n das heißen – wir sind noch nicht so alt – das war der Mutterinstinkt – maaannn!).
Japan steht Neuseeland in nichts nach, es ist zum Teil sogar noch spektakulärer. Denken wir an die Vulkane oder die tiefen Schluchten. Dazu kommt noch eine interessante Kultur, die sich in Bauwerken und Lebensweise widerspiegelt. In Japan leben viel mehr Menschen, aber wer hätte das gedacht: es gab trotzdem dünnbesiedelte Gegenden, Wälder, Nationalparks und der kostenlose nächtliche Stellplatz war NIE ein Problem. Es gibt halt auch kaum Zäune und es sind viel weniger bis fast gar keine Touristen mit der eigenen Karre unterwegs. Das bedeutet wiederum, dass es viel weniger Restriktionen gibt. Somit kann man sich eigentlich fast überall hinstellen – sogar mitten in Städten – und sich frei bewegen. Wir haben in den 114 Tagen ca.11000km zurück gelegt und nicht ein einziges Mal für eine Übernachtung gezahlt, sieht man von dem Parkplatz in Tokio ab, der sowieso benötigt wurde und ein perfekter Ausgangspunkt für die Erkundung Tokios und der Organisation der Visa war.
Die Polizei ist eigentlich nicht lästig, ja, eher unauffällig. Aber wir hatten es dann doch leider zwei Mal dicke erwischt. Sehr wahrscheinlich sind die Cops bei der ersten Kontrolle von Anwohnern gerufen worden. Das war aber nach Papier-Check zügig erledigt. Die anderen beiden Male, und besonders die dritte Kontrolle, waren schon recht lästig. Nun gut, Autos mit fremden Kennzeichen sind extrem ungewöhnlich und dazu kommt, dass die Karre dann doch recht auffällig ist.
Dadurch, dass wir in unserem Auto kochen und pennen konnten und unsere Ziele leicht erreichten, war Japan schließlich nicht so teuer wie erwartet. Wir sind locker in unserem kalkulierten Budget geblieben, trotz zweier neuer Reifen. Das Gunter seine Knipse geschrottet hat und das Japan Speicherplatz gefressen hat (viel Filmmaterial und Fotos), sei mal nicht mit eingerechnet. Zum Glück war der Yen zu unserer Zeit recht schwach und alleine dadurch haben wir ein Fünftel gespart und die zusätzlichen Anschaffungen hielten sich dadurch auch in Grenzen.
Japan hat auch dadurch überrascht, dass es weit von unserer Vorstellung abwich und alles ganz anders ist wie wir zuvor dachten.
Denn wer würde denken, dass es in Japan so richtig altes Zeug aus den 70ern, frühe 80ger gibt – es war erstaunlich. Auch diese sprichwörtliche Technikverliebtheit konnten wir überhaupt gar nicht feststellen. E-Mail und Internet ist nicht wirklich angesagt. Wahrscheinlich tragen auch die komplizierten japanischen Schriftzeichen ihren Teil dazu bei (3 Schriftarten + Lateinisch u. das auch noch aus chinesischen Zeichen zusammengekoppelt). Fax liegt immer noch voll im Trend und das Polizeirevier und so manche Bank sah auch aus wie in einem Film aus den 60ern.
Die Probleme waren ganz andere als vermutet. Wir hatten tatsächlich anfänglich ein Internetzugangsproblem. Die Japaner haben früh mit dem bei uns später bekannten UMTS angefangen. Diese Smartphone-Sache war viel früher angesagt. Dabei blieb der Internetzugang auf der Strecke. Jetzt beginnt man WiFi zu etablieren. Zum Glück hat 7-Eleven damit bereits begonnen. Lustig ist nur, dass die Anmeldung komplett auf japanisch ist – besonders gut für Touris. Ein paar Freespots gab es auch, die funktionierten aber oft nur mäßig oder eben gar nicht. Wie sonst weltweit üblich, kann man bei McDonalds hier nix reissen. Prepaid-Karten wurden abgeschafft und somit ist es für Besucher schwierig irgendwie mobil Online zu gehen. Das Gute daran ist, dass wir letztendlich nix dafür bezahlen mussten und die Optionen die wir hatten, waren dann doch ausreichend.
Auf unserer ersten Reise hatten wir computertechnisch nix dabei, noch nicht mal ein Mobiltelefon. Aber irgendwie fanden wir es damals schon ätzend. Natürlich geht es ohne, es geht immer irgendwie, aber – mal ehrlich – die Internetsache ist schon geil. Vor allem kann man so viel aus der Ferne regeln, und das ist ja gerade das Gute für uns daran.
Dann noch dieses Müllproblem. Es gibt keine öffentlichen Mülleimer. Diese Aufgabe übernehmen die zahllosen Convenience Stores … aber immer schön trennen, nicht so lasch wie bei uns. Auswaschen, zusammenfalten, zerschneiden, Plastikverschluß in eine separate Box usw…
Das Essen ist zwar gut, aber letztendlich doch gar nicht sooo abwechslungsreich wie zuvor vermutet. Speziell für unsere Field Gourmet Cuisine kam eigentlich nur diese sehr leckeren dünnen langen Pilze und die Nudeln in verschieden Variationen hinzu … und ganz klar, das Sushi, aber das haben wir ja nicht selber gemacht. Außerdem waren wir eingeladen und das war auf jeden Fall lecker und vielseitig.
Die Restaurants hingegen scheinen irgendwie immer auf eine Sache spezialisiert zu sein. Es kostet dann ein Haufen Geld und die Gerichte weichen dann in Nuancen von einander ab. Ja, wir hören schon den Aufschrei – es wurde NICHT gesagt, das es schlecht ist! Japanisches Essen ist auf jeden Fall gut und spektakulär, aber es ist eben nicht DAS Gourmet-Paradies für uns … mal Hand auf’s Herz … Reis und rohe Zutaten aus dem Meer sind schon Hauptbestandteil und mit Gewürzen wird gespart …aber egal.
Fakt ist aber auch, dass eine kulinarische Vielfalt auch auf den Straßen für bezahlbares Geld zu finden sein sollte um vor Begeisterung in die Luft zu springen. Das ist zumindest unsere Meinung. Wir meinen damit nicht die kalten, fertigen Gerichte aus den allgegenwärtigen Convenience Stores, die Tintenfischbällchen oder das in Semmelmehl frittierte Zeugs aus den Kaufhäusern (was ja eben nicht gerade abwechslungsreich war). Erstaunlich war auch, wie viele Fastfood-Restaurants es gab, wobei das Bekannteste tatsächlich gut frequentiert war…
Wenn es an ein was nicht mangelt, dann sind es Toiletten und die damit verbundenen Parkplätze (auf denen man immer Übernachten kann). Die gibt es überall und kosten NIE was. Das Toilettenpapier fehlt auch so gut wie nie. Die Zahl der öffentlichen Toiletten wird nur noch von der Anzahl der Convenience Stores getoppt. Schier unglaublich. In manch kleinem Nest waren alle bekannten Vertreter der Zunft versammelt – also alle 100m ein anderer.
Das ist im Übrigen eine japanische Erfindung – diese fast 24/7 geöffneten Läden mit ihren speziellen Warensortiment. Die Japaner lieben es. Dort ist immer was los. Für uns war es immer gut, da es kostenlos Internet gab (7-Eleven), und weil wir eh so schon am rumsurfen waren, bietet es sich doch förmlich an, das Angebot eines guten, starken und heißen Kaffees für 100 Yen (80 Cent) zu nutzen…
Aufgefallen ist noch das völlig übertriebene Sicherheitsdenken. Fast schlimmer als die Neuseeländer, die in einem Schlauchboot eine Schwimmweste anhaben, das Boot anseilen und das auf einem völlig ruhigen kleinen See mit knietiefen Wasser. Aber gut, was soll’s – kann ja nicht Schaden. Hat uns aber sehr wahrscheinlich so manche schöne Strecke unnötig verhindert, da wir öfters vor verschlossenen Toren/Schranken standen.
Japan ist ja nun das Land der aufgehenden Sonne – dazu muss man aber „Extremfrühausteher“ sein. Mit der Zeit stimmt hier ganz gewaltig was nicht. Die Morgendämmerung setze schon 3:00h ein (richtiger Sonnenaufgang 4:00h) und gg. 19:00 ist es stockdunkel – und das im April/Mai! Die Russen, nur einen Katzensprung entfernt, haben da ein besseres Zeitgefühl. Dort ist alles 2h später…
…Japan war echt toll, viel Natur, Geschichte, kulinarische Besonderheiten und tolle Menschen!
Vielen Dank…