…von der Insel Kyùshù gelangt man ganz einfach durch einen Tunnel nach Honshù. Als wir an unserem ersten Übernachtungsplatz gerade so die Lage checkten, sprach uns ein Typ an. Wir plauderten ein wenig – was eben so ohne Japanischkenntnisse möglich ist – und er ging in den Onsen, welcher sich direkt am Rastplatz befand.
Wie wir so schon mit unserem leckeren Abendbrot anfangen wollten, es gab endlich mal wieder gebratene Leber mit Kartoffelpüree, klopft es plötzlich an der Tür. Als wir rausschauen, sehen wir den Mann von vorhin. Yasuhire Ito-San lud uns zu sich nach Hause ein. Wir aßen also schnell unser Field-Gourmet-Menü auf, klappten zusammen und fuhren ihm hinterher. Auf dem Weg zu seinem Heim stoppte er noch an verschiedenen Läden und fragte, ob wir Bier und Sake (was ja eigentlich nur Alk heißt) trinken – „Na klar!“ …
Er wohnte alleine in einem riesigen Haus. Es war recht unordentlich, was auf einen „Single“ schließen ließ. Er war so Anfang 50. Das sich Japaner wegen ihrer zu kleinen oder zu unordentlichen Hütte schämen, so wie es angeblich sein soll, können wir nicht bestätigen. Eigentlich waren die Wohnungen bisher alle nicht sonderlich aufgeräumt.
Auf jeden Fall war es saukalt und die japanischen Häuser haben oft keine Heizungen. Die Fenster und Türen entsprechen auch nicht dem bei uns bekannten Standard. Also schön die Füße unter die dicke Decke stecken, welche über den kleinen runden und niedrigen, Tisch wie eine zu lang geratene Tischdecke gelegt war. Dort befand sich ein Heizkörper und es war mollig warm. Auf dem Tisch Stand Bier und der Reisschnaps neben einer Schale Knabberkram. Die Kommunikation war schwierig, aber wir verstanden uns schon irgendwie. Selbst etwas schwierigere Themen klärten sich. Wir hatten richtig viel Spaß – ein echt lustiger Kerl und ein sehr schöner Abend. Die Japaner lieben Gesellschaft und sind viel lockerer und lustiger als allgemein angenommen. Wir würden sogar fast sagen: „überdurchschnittlich lustig“.
Am nächsten Morgen gegen 7:00 musste Yasuhire zur Arbeit. Er ließ uns aber „selbstverständlich“ nicht ohne ein japanisches Frühstück losziehen. Es gab landestypisch Reis, Spiegelei, Sushi und grünen Tee.
An einem an der Straße liegenden Torii mussten wir einfach anhalten und vorbeischauen, da der recht weite Weg von diesem Tor bis zum Tempel mit in voller Blüte stehenden Kirschbäumen gesäumt war.
Wie schon erwähnt, sind die Japaner total kirschblütenverrückt. Natürlich wurden auch hier einzelne Blüten mit auf Stative geschraubte Kameras und Superzoom fotografiert.
Auf unserem weiteren Weg lag Tsuwano. Nicht spektakulär, aber ein recht schickes Örtchen mit alten Höfen und dem auf dem Berg liegendem Taikodani-Inari-Schrein. Diesen erreicht man über eine Treppe (wer hätte das gedacht), welche mit 1000 Toriis „überdacht“ ist. Im Treppensteigen sind wir mittlerweile sehr geübt…oben angekommen erwartete uns ein recht „durchgestylter“ Tempel mit einem mitten im Tempelhof liegenden Treppenaufgang zum Parkplatz. War ja klar, dass man auch hoch fahren kann…
Das touristische Highlight, die Kintai-Brücke, haben wir uns auch gegeben. Im Wesentlichen eine Holzbrücke auf Steinpfeilern, welche 5 Bögen hat. Über diese dürften seiner Zeit nur die Samurais schreiten. Das normale Volk müsste mit dem Boot übersetzen. Wie erwartet war das eine sehr organisierte Angelegenheit…
Ein Muss ist ebenso Hiroshima. Jeder weiß um die doch jüngere Vergangenheit. Diese bis zum 6.8.1945 vom Krieg verschonte Uni-Stadt bekam die erste Atombombe des 2 Weltkrieges um 8:15Uhr zu spüren. Ziemlich genau an der Stelle, über der die A-Bombe explodierte, befindet sich heute das Museum, welches sehr anschaulich die folgen des Bombenabwurfes darstellt …
Der weitere Weg führte uns an der Küste entlang zu einem Mini-Schrein, welcher romantisch auf einem Felsvorsprung stand. Dieser Schrein war den Seefahrern und Frauen mit Kinderwunsch gewidmet. Als wir so ehrfürchtig und im Einklang mit Körper, Seele und Natur in den Tempel, Schrein oder was auch immer schauten, sahen wir nur Tit – …äääh Brüste – alles voller Stoffbrüste … ach du meine Güte, zack-bum! – hellwach mussten wir loslachen und die ganze Romantik war wieder mal futsch…
In ländlichen Gegenden ist es zu speziellen Zeiten üblich, wie z.B. früh 8:00Uhr oder gar 6:00 Uhr bzw. abends 20:00Uhr, Durchsagen durch die allgegenwärtigen Lautsprecher zu bringen. Keine Ahnung was die Labern, aber meistens wird es durch ein „ding dong duuunnnggg“ angekündigt – ganz so wie auf alten Bahnhöfen. Dann folgt anscheinend eine Lesung oder der Wetterbericht. Vielleicht sind es auch die Nachrichten oder einfach nur sehr wichtige Informationen, die wir Ahnungslosen nicht verstehen. Manchmal kommt auch völlig niveauvolle Mucke aus Europa im Beethoven-Style oder Abwandlungen…“Sah ein Knahab ein Röslein stehn, Röööslein auf der Heeeiiden, war sooo jung und …“ …- na gut, nicht jetzt – der Song ist auch sehr beliebt … Jedenfalls pennten direkt neben dem Brüste-Schrein. Weil der Tag so schön war und weil wir auch alle Zutaten hatten, entschieden wir uns für Schnitzel nach Wiener Art (Kalbsfleisch für das Original gibt es hier nicht überall). Alles war vorbereitet: Mehl, geschlagenes Ei und Semmelbrösel …
nun kam das Öl in die Pfanne (jaha – Butterschmalz … hatten wir aber nicht) – nicht zu knapp … aber irgendwas stimmte nicht, es fühlte sich seltsam an … kurz daran gerochen: „Jesus – was ist das?!!“ Sauer? Essig? „Neeeinnn bitte kein Essig!“… das kann passieren, wenn man kein Japanerisch lesen kann. Beim Kauf sah es aus wie Öl, fühlte sich an wie Öl, schlug Blasen beim Schütteln wie Öl … auf dem Etikett war aber alles auf Japanisch. Das war doch tatsächlich eine fertige Salatmischung, so mit Essig, Öl und sehr, sehr viel Zucker. Nun gut – wir hatten keine Wahl. Also gab’s Schnitzel nach Wiener Art im asiatisch-japanischem süß-sauer-Style. Sehr gewöhnungsbedürftig und nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen. Am Ende blieb knochenharter, karamellisierter Zucker übrig und die Pfannenreinigung gestaltete sich schwierig. Aber wie Spezel Sören immer so schön sagt: „Nur durch rumexperimentieren entstehen neue, leckere Gerichte…“ 😉 Nun ja, diesmal eher nicht. Wenn wir schon bei Gourmet-Gerichten sind, dann müssen wir auch die Sushi-Spam Büchse erwähnen. Es gibt doch in Japan eiskalt Sushi aus der Dose, und das von den Amerikanern. Das das hier überhaupt jemand (außer uns) kauft?!
Zurück zum Asia-Style-Schnitzel: Mit leicht verbranntem Mund – das heiße Karamell klebte beim Essen an Zunge und Gaumen – schliefen wir (un)zufrieden ein…
Es war ein herrlicher Morgen. Wir packten wie immer nach dem Frühstück zusammen. Das Gesprächsthema Nr.1 war natürlich „Schnitzel süß-sauer“ und ob das wirklich „Field Gourmet Cuisine“ verdächtig ist oder ob es ekelhaft war … wie auch immer – plötzlich erschien eine alte Frau mit einer weißen Gummischürze. Völlig locker sprach sie uns einfach an. Nebenan war eine Fischfabrik. Deswegen haben wir uns den Satz „…romantisch neben dem Schrein gepennt“ gespart. Sie hat sich gefreut, gelacht, dass wir vor ihrer Fischfabrik im Auto übernachtet hatten und gefragt woher wir kommen. Dann verschwand sie kurz um wenige Minuten später mit kleinen Geschenken (hier Omiyage genannt) wiederzukommen. Es ist einfach so entzückend, wie die Japaner so sind und wie Gäste behandelt werden … seufz … nein wirklich!!! Das ist doch sooo nett – wir waren echt gerührt! (jedes Mal wieder…).
Über den Hügel in der anderen Bucht befand sich ein Fischerdorf, … natürlich mit Schreinen und Tempeln. Man muss aber in Japan seine Vorstellungen von so einem romantischen Fischerdörfchen ablegen (um gleich mal wieder den Wind aus dem Segel zu nehmen). Nichts ist in Japan so wirklich romantisch, außer Sonnenunter- und Aufgänge.
Die Städte sind auch nicht gerade schick und Altes muss oft Neuem weichen, und das ist dann eher funktionell. Überhaupt fällt auf, dass sehr viel zerfällt. Daneben wird einfach neu gebaut. Wartung und Instandhaltung scheinen hier kein Thema zu sein. Es wurde von je her nicht für die Ewigkeit gebaut. Die traditionellen Holzhäuser eben auch nicht. Vielleicht kommt daher die „Neubaumentalität“. Die Tempel, Schreine und Burgen sind allesamt auch schon lange nicht mehr original. Das mussten wir auch in Himeji erleben, als die Festung, die eine der schönsten in Japan ist, leider unter einem riesigen Bauzelt verhüllt war und vom Grund auf renoviert wird. Dabei kommt natürlich wie überall in Japan Beton zum Einsatz. Eingehüllte Tempel, oder sich in (Neu-)Bau befindliche Festungen haben wir leider öfters erleben müssen.
Von Himeji sind wir ohne großen Aufenthalt bis auf die Halbinsel Kii durchgefahren. Das Gebiet dazwischen ist ein riesiges urbanes Gebiet. Wie so oft in Japan weiß man nicht wo die eine Stadt aufhört und die nächste anfängt. Okayama, Kobe und Osaka verschmelzen zu einer Monsterstadt. Es war gar nicht so einfach in diesem dicht besiedelten Gebiet einen ruhigen und geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Auf einem Friedhof hoch über Kobe wurden wir fündig. Das wird doch nicht etwa ein Rückfall zu unserer necrophilen Zeit auf den Philippinen sein…
Unser erster Anlaufpunkt auf Kii war Koyasan, ein Ort in den Bergen, Zentrum der Buddhistischen Shingon Schule mit einer über 1200 jährigen Tradition. Dort gibt es ca. 1000 Mönche, was etwa jeden 4 Einwohnern entspricht. Mit über 2000 Schreinen und Tempelanlagen, Stupas und Pagoden kann man hier wirklich seiner „Kultursucht“ frönen.
Hier sieht man sehr deutlich wie Shintoismus und Buddhismus verschmelzen. Eine eindeutige Abgrenzung scheint es hier in Japan nicht zu geben. Einen Japaner nach seinem konkreten „Glauben“ zu fragen ist eine völlig unnötige Frage.
Ebenso befindet sich in diesem Ort die riesige Friedhofsanlage (schon wieder necrophil?), „Okunoin“ genannt, welche herrlich in einem alten Wald mit über 1000 jährigen Bäumen gelegen ist. Hier sieht man ebenso den bunten Mix aus der ursprünglichen Kultur und der durch die Chinesen mitgebrachten. Wie so oft in der buddhistischen Welt gibt es auf dieser Anlage so „lustige“ Dinge wie einen Brunnen, welcher den Tod innerhalb von 3 Jahren vorhersagt, wenn man sein Spiegelbild nicht sieht … puuhhh, zum Glück konnten wir unsere hässlichen, verkrampften Fratzen erkennen, die vor Glück darüber, dass uns dies nun nicht widerfahren wird, dann doch erleichtert aus dem Brunnen grinsten. Aber wir glauben ja nicht an so ein Zeug … (pfffhhh, das ist echt noch mal gut gegangen)
Dann gibt es noch so ein „Ding“ … nach der dritten Brücke, die „Brücke der Erleuchtung“, gibt es ein kleines … na ja, Minihäuschen, in dem sich ein Stein befindet. Dieser Stein kann nur gehoben werden, wenn die Sünden nicht zu schwer wiegen. Nun wird es einem nicht sooo leicht gemacht. Nur durch ein kleines Loch im Gitter für einen Arm, kommt man an den äußerst glatten Stein. Gunter machte sich gleich ans Werk, streckte den Arm durch die Öffnung … und … und … uuhhh, hhhgghh, schwitz … und hob ihn leeeiiicht hoch! Ganz klar, seine Sünden wiegen eindeutig nicht sehr schwer, da er ja leicht … ääähh, er konnte ihn heben … äähmm, auf jeden Fall ist er reinen Gewissens … und das alles trotz Handicap nach einer Schulter-OP (ochhh ja, der Ärmste)…
Claus blieb sein Versuch verwehrt, da ein vorbeilaufender Mönch uns darum bat, damit aufzuhören. Ein Schild beschrieb alles und nix wies darauf hin, warum man es nicht versuchen darf. Vielleicht hat es ja außer Gunter bisher noch niiiemand geschafft – das war sicher der Grund.
Vielleicht war es auch besser so und Claus blieb die Enttäuschung seines Lebens erspart…
Nach dieser Aktion pennten wir mitten im Ort – klar: vor dem Friedhof – auf einer Hochgarage … nix Problem und Toiletten und Getränkeautomat in unmittelbarer Nähe…
Auf unserer Rundreise auf Kii kamen wir auch nach Shirahama – voll der Touri-Ort – zumindest für Japaner. Nach einem Taifun wurde extra weißer Strandsand aus Australien importiert, damit der Badeort weiterhin attraktiv bleibt. Daneben gibt es unzählige Onsen und eine recht spektakuläre Steilküste. Wir pennten direkt an der schicken bunten Sandsteinküste auf dem „View-Point“ Parkplatz. Der Wind würde Nachts schließlich so stark, dass es sehr ungemütlich im Auto wurde und wir uns in den „Wind stellen“ mussten. Nicht wie jetzt die Norddeutschen meinen, nein, das Dachzelt flatterte dermaßen, dass wir echt umparken mussten, damit der starke Wind auf die schräge Seite des Daches bläst. Das Gute daran war, das es am nächsten Morgen voll die spektakulären Wellen zu sehen gab. Die Schiffe kämpften sich am Horizont vorbei und wir sahen auf die Steilküste klatschende Wellen, die ein echtes Schauspiel boten. Wir waren klitschnass und wir wunderten uns, dass die Kameras überhaupt noch funktionierten.
Irgendwie war es im Ort doch ganz schön und so wuschen wir an einem Open-Air-Waschsalon unsere Wäsche. Dort gab es auch Internet und somit auch keinen Grund zur Eile. Die Wäsche trocknete derweil direkt an der Parkplatzabgrenzung.
Um die Ecke gab es noch einen Felsen im Meer – so mit Loch, welches ein echtes Sonnenuntergangsspektakel bot. Die Sonne verschwand direkt hinter dem Felsbogen … ooohhhhmannn war das „ramontisch“. Wir pennten hier also eine weitere Nacht.
Weiter ging’s ganz in den Süden auf die Insel Oshima. Spektakulär über eine „Wendel-Brücke“ zu erreichen. Die Japaner haben doch eiskalt eine 360° Auffahrt zur Brücke gebaut. Überhaupt sind die Japaner Weltmeister im Brücken und Tunnelbau. In den Bergen, und das sind 70% der Fläche, fährt man von einer Brücke in den Tunnel, dann wieder über die Brücke in den nächsten Tunnel und so weiter. Dann gibt es noch die Shinkansen Strecken, welcher ein eigenes Schienennetz hat und ziemlich gerade gebaut werden muss. Daneben gibt es noch die normale Eisenbahn und die sogenannten „Expressways“, auf denen man unglaubliche 100km/h fahren dürfte, die aber sicherheitshalber meistens auf 70 beschränkt sind. Aber immer noch schneller als die Landstraßen die wir mit 40, maximal 60 befahren dürfen … aber wir haben’s ja nicht eilig.
Außerdem versuchen die Japan der Natur mit Bollwerken zu trotzen. Alles ist voll zubetoniert oder mit Stahlnetzen und Trägern befestigt. Vor allem die Häfen und Berghänge. Auf der anderen Seite haben wir extrem viele Erdrutsche gesehen, welche Strassen und Dörfer in Mitleidenschaft gezogen haben. Wie es in der Taifun- oder Regenzeit so abgeht, wissen wir nicht. Es wird schon sicher seinen Grund haben.
Der Weg nach Oshima, ganz in den Süden der Halbinsel, hat sich echt gelohnt. Eine traumhafte Steilküste mit vorgelagerten Felsen … und was ist das? Ein türkisches Denkmal (Atatürk auf dem Pferd) und ein türkisches Museum … und ein türkischer Laden mit original türkischem Besitzer – häh??!! Die Aufklärung: Die Türken und Japaner haben historisch bedingt ein gutes Verhältnis. An dieser Küste ist wohl auch das erste türkische Schiff gelandet usw. …
Diesmal war es aber echt romantisch. Wir hatten eine super Pennstelle. Absolut ruhig und total schön. Abends schauten sogar seltsame Viecher vorbei – halb Murmeltier und halb Waschbär; ein „Murmwär“. Auf der Behinderten-Toilette hatte Gunter viel Platz, Strom und konnte so unter besten Bedingungen Bilder für die Webseite bearbeiten … und Whisky hatten wir auch…
Japan wird immer so als „vollelektronisiert“ dargestellt, is es aber eigentlich gar nicht. Lustige Automaten haben sie dennoch. An einem so schönen Sonnentag kommt man einfach nicht an einem dieser Eisautomaten vorbei. Oben Geld einwerfen und unten Eistüte rausnehmen – ganz einfach … schleck, schleck, schleck …
Wie überall in Japan gab es unterwegs noch Tempel oder Pagoden oder was auch immer zu sehen, nur diesmal war es mal mit Wasserfall. Ebenso sahen wir schicke Schluchten mit statisch bedenklichen Hängebrücken
und extrem schlichte Schreine, wie der Ise-Jingu, welcher das höchste Shinto-Heiligtum darstellt. Alle 20 Jahre wird der Schrein abgefackelt und wieder neu aufgebaut. Das letzte Mal war 1993 und nach Adam Riese ist das wieder 2013 fällig – also genau, wenn wir mal gugge wollten war wieder mal Baustelle.
Nun war es endlich wieder so weit. Wir besuchten erneut Gordon und Megumi in Nara. Hier lagen auch unsere Reisepässe mit den hoffentlich korrekten Visa für Russland. Die ganze Aktion hat ca. 5 Monate gedauert. Angetreten haben wir die Visaorganisation im November 2013 in Neuseeland. Dazu mussten wir unsere Pässe nach Deutschland senden, da man das Russland Visum nur am Heimatort beantragen kann (Aus diesem Grund haben wir auch 2 Reisepässe). Dann kam erschwerend dazu, dass wir ein sogenanntes „Multiple-Entry“ Visum benötigen, da wir ja von Japan, später von der Mongolei und wahrscheinlich das letzte Mal von Kasachstan aus nach Russland einreisen werden. Dies ist nur mit einem Business-Visum möglich. Um dieses zu bekommen braucht man eine Einladung. Nun wollen wir kein Geschäft in Russland machen und kennen dort auch niemand, also mussten wir eine Agentur beauftragen. Der ganze Aufwand hat natürlich ne ganze Stange Geld gekostet und somit war das Russland-Visum für uns das mit Abstand teuerste und am schwierigsten zu beschaffende Visum gewesen.
Aus diesem Grund war es eine echte Hilfe und super Ausgangspunkt für die Erkundung von Nara, Osaka und Kyoto. Alle äußerst interessante Städte. Wir durften direkt vor dem Haus parken. Das ist hier in größeren Städten gar nicht so selbstverständlich. Außerdem wurden wir vorzüglich bewirtet und hatten mal wieder ein richtiges Bett und eine Dusche.
Am ersten Abend würden wir mit einem herrlichen bunten Mix aus allerlei japanischem Essen beglückt. Viel roher Fisch, hauchdünnes gebratenes Rindfleisch, Salate, Reis, Natto, Gemüse und vieles mehr. An Getränken hat es auch nicht gemangelt.
Megumis Eltern sind wirklich gut drauf. Typisch japanisch sehr freundlich, wobei sie wiederum gar nicht so typisch japanisch sind. Sie sind sehr offen und locker und „westlicher“ Besuch scheint bei ihnen nicht selten zu sein. Wir hatten einen wirklich schönen und lustigen Abend!
Von hier aus fuhren wir zu erst mit der Bahn nach Osaka um die schicke und bedeutende Osaka Festung zu sehen. Zu unserer Überraschung bot sich im Osaka Burggarten vorerst viel Interessanteres. Als wir aus der Bahnstation raus kamen, war da voll High-Life. Es spielten Bands um die Wette, der Park war voller junger Leute. Es wurde gegrillt, Partys gefeiert und offensichtlich auch dort gepennt.
Um das ganze Geschehen gab es noch schaulustige, aufgetakelte Mädels mit kleinen Kötern und – keine Ahnung was das war – ein schickes Mädel, welches sich vor einer Hobbyfotografenmeute präsentierte.
Die Fotografenmeute ist dann mit ihren geschulterten auf Stativ geschraubte Super-Zoom-Kameras weitergezogen und haben dann etwas fotografiert, was wir nicht sahen … aber dann sahen wir im Baum einen winzigen Vögel … keine Ahnung, wir haben lieber von der Fotografenmeute mit ihren Super-Zoom-Kameras Bilder gemacht … so knipst eben jeder seine bevorzugten Motive.
Das Castle selber war recht schick und bot, wie so oft in Japan, einen Kontrast zur modernen Umgebung. So ist das sehr oft, dass Historie und Modere direkt nebeneinander liegen.
Zurück in Nara erwartete uns erneut ein Festmahl. Diesmal gab’s „Shabu-Shabu“, eine Art japanisches Fondue, bei dem man zartes, dünn geschnittenes Rindfleisch in eine kochende Gemüsebrühe mit verschiedenen Gemüse „Shabu-Shabu“ (immer schön gemütlich) taucht. Voll lecker!
Am nächsten Morgen stand die alte Kaiserstadt Kyoto auf dem Programm. Na klar, alles voller Schreine, Tempel und Pagoden. Auch ganz klar, dass dort alles voller Touristen ist. Schließlich steht Kyoto bei Japanern und Japanreisenden ganz oben auf der Liste. Zwischen den vielen westlichen Touris liefen japanische Touristinnen im Kimono oder als Geisha verkleidet herum. Japaner sind auf Reisen im Allgemeinen sehr organisiert. Es wird in Bussen angereist. Die Reiseführerin läuft mit einer Fahne vor der Reisegruppe her und hat alles voll im Griff.
Wieder zurück in Nara wollten wir mit Gordon und Megumi auch endlich mal in ein Restaurant gehen. Für uns, mit unseren „mäßigen“ Japanischkenntnissen, ist es eher schwierig und so haben wir die Gunst der Stunde genutzt und sind mit den Beiden losgezogen. Es war nun nicht so „Schickimicki“ (das wäre uuunbezahlbar), aber ein sehr gelungener Abend mit einem leckeren Allerlei-Überraschungs-Menü. Ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Ein fetter Dank an dieser Stelle an Gordon, Megumi und natürlich an ihre Eltern!!!
Nara selber haben wir uns per Auto gegeben, da wir eh neue Reifen bestellt hatten, die wir nach 3 Tagen erst am Nachmittag abholen konnten. Auch wenn Nara in einem typisch japanischen urbanen Gebiet liegt, ist es dennoch entspannt. Ganz klar, in Nara muss man noch Mal Tempel gugge. Eigentlich hatten wir schon genug davon, aber wir konnten es nicht lassen. Aber wie schon in Kyoto merkt man hier, dass es ein beliebtes Reiseziel ist. Das eigentliche „Special“ an Nara sind die Hirsche, welche mitten in der Stadt in den Parks leben und auch die Zebrastreifen benutzen. Selbst beim Eisholen am Eisautomaten wurde man von selbigen „belästigt“.
Noch was zu den Japanern: sie sind gar nicht so strikt in der Einhaltung von Regeln und Vorschriften. Diese werden gerne mal ignoriert oder locker ausgelegt. Es ist immer alles gar nicht so, wie man so annimmt.
Eine seltsame Sache müssen wir auch noch erwähnen. Überall rotten olle Autos vor sich hin. Zum Teil schon voll das Biotop und es scheint auch einige Müllsammler zu geben. Was wir auch sehr seltsam finden sind die vielen Hotels die leer stehen und „vor sich hin verfallen“. Die Schulen versprühen zum größten Teil den Beton-Charme der 60er und sehen nicht gerade einladend aus.
Wir sind nun nicht solche Freaks, welche bedingungslos ihr Leben in den Dienst ihrer Automarke stellen … aber ins Toyota-Museum wollten wir schon mal schauen (vor allem wenn’s nüscht kostet). So geschehen … und wo? … Ja, richtig – in Toyota…
Damit der Bericht von der Hauptinsel Honshù überschaubar bleibt, haben wir ihn in Nord und Süd geteilt. Dementsprechend geht es bald bei Honshù Nord weiter…