Nach dem ganzen Kulturkonzentrat (Osaka, Kyoto, Nara) wollten wir endlich mal wieder in die Natur – am liebsten endlich in den Schnee… also Richtung Norden. Wie schon öfters hier in Japan, waren wir leider zu früh dran und so war die Straße durch den Chubu-Sangaku-Natinalpark am Tate-Yama (3015m) mit einem fetten Tor versperrt. Erneut mussten wir frustriert umdrehen. Die Strasse ist erst Ende April geöffnet. Also führte unserer Weg etwas südlicher nach Nagano.
Aber da gibt es ja noch die Luxus-Affen in Yudanaka, welche sich im Winter an und in einem Onsen (Hot Pool) aufhalten.
Diese „völlig wilden“ Makaken werden 3x täglich gefüttert, damit sie „voll wild“ vor den Touris posieren. Trotzdem ein lustiger Anblick und einen Ausflug wert.
Es war kalt und es schneite. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, lag eine dicke Schneedecke über unserem Auto – alles war eingeschneit – und das Ende April.
Nun fuhren wir nach Tokio. Nicht nur das wir uns diese Stadt unbedingt ansehen wollten, nein, wir brauchten auch noch zwei Visa – für die Mongolei und für Kasachstan.
Wie schon befürchtet handelt es sich um ein riesiges urbanes Gebiet. Wie auch immer – wir wussten zum Glück von einem Parkplatz, auf dem man ungestört „mitten“ in Tokio stehen kann – so mit Toilette, Wasser und Ruhe … und das für „lächerliche“ 500,-Yen (z.Z. ca. 4,-EUR) … eine Zahlung ist erst wieder fällig, wenn man erneut in den Parkplatz hinein fährt. In unserem Fall war das äußerst günstig, da wir am nächsten Tag sowieso mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fuhren unseren bürokratischen Kram auf den Botschaften erledigten und uns Tokio zu Fuß anschauten.
Bei der Visa-Beantragung wird einem immer wieder bewusst, wie schwachsinnig dieser Mist eigentlich ist. Völlig blöde Fragen, wie z.B. wo man unterkommt. Klar; ich fahr in die Mongolei für 1 Monat (so lange ist eine normales Visum gültig) und hänge dann dort in Ulan Bator im Hotel „International“ ab … sie wollen wissen wann man wo ist oder was denn der Beruf sei und so weiter und so fort … Wir haben uns was Schönes ausgedacht. Für was soll’n das gut sein???
Der ganze Krempel kostet einen Haufen Kohle und man wartet ein paar Tage bis der Stempel im Pass ist. Ich mein, wenn ich schlechte Absichten hätte, oder selbst wenn ich in der Mongolei illegal bleiben wollte, was in allen Herrgottsnamen sollte mich so ein Visum-Antrag davon abhalten … keine Ahnung?!! Lustig ist auch, dass z.B. das mongolische Visum den doppelten Preis kostet (also dann 100,-USD) wenn es gleich ausgestellt werden soll (Expresszuschlag). Auf beiden Botschaften waren wir die Einzigen, die ein Visum beantragt hatten. Dann kam noch das Problem der Bezahlerei. Die Kasachen wollten 60,-USD, und das auf ihr Konto eingezahlt. Nun gut – wir los zur Bank… nix einfach auf ein Konto einzahlen. Entweder geht es gar nicht oder nur mit einer hohen Gebühr. Wir also die „Hausbank“ der Kasachen gesucht. Zum Glück wollten wir eh was von Tokio sehen. Dort dann über einen Automaten eingezahlt (mit Hilfe einer Angestellten – denn alles war Japanisch), eine kleine Gebühr wurde fällig – und ob die Kasachen mit dem von der Bank angebotenen Wechselkurs einverstanden sind (wir konnten nur Yen einzahlen) wussten wir nicht … egal, mit der Quittung noch schnell kurz vor Ladenschluss in die Botschaft und … ooch nööhö – „…das Visum können wir erst nächste Woche in 8 Tagen abholen?!!“… „Also die Mongolen schaffen das bis Freitag“ … „Ach nee, das geht auch bei ihnen?! Oh, vielen Dank!“… nein, die waren schon nett – aber bitte, jedes Mal das Theater mit den Stempeln nervt echt … wir wollen uns doch nur ihr Land ansehen, bewundern und genießen.
Jedenfalls war der Tag wieder mal mit Organisation rumgebracht. Wir gönnten uns einen Kaffee und latschten noch durch Tokio, bis uns die Füße weh taten. Wir wunderten uns schon die ganze Zeit, wo denn das völlig überfüllte und hektische Tokio mit seinen Leuchtreklamen und was weiß ich noch alles sein soll. Die Botschaften lagen zwar mitten in der Stadt – ein Zentrum wie wir es kennen gibt es hier nicht, eventuell der Bahnhof, nur da war auch nicht das Erwartete – aber da ging es zu wie auf dem Dorf. Kaum Autos, die völlige Ruhe, kleine Häuschen, ja sogar uralte Holzhütten mit Minigarten „… häh?!! – das ist also Tokio?“ Auf unserer Tokio-Besichtigung sahen wir schöne Parks mitten in der Stadt und einen Schrein, welcher durch eine Treppe (wie üblich) zu erreichen war und sich inmitten von Glasfassaden befand. Gerade noch moderne Stadt und plötzlich ne Treppe, ein Torii und Bäume, dazwischen ein Tempel und Ruhe
…oder; ein Schrein direkt zwischen Hochhäusern gequetscht, gerade so als ob der später dazu kam und nicht die Hochhäuser.
Nun gut, wir fuhren dann so gegen 18:00h zurück zu unserem Parkplatz, etwas außerhalb, auf einer Halbinsel an einem der unzähligen Häfen. Es mag ja sein, dass es die Uniformierten Herren mit weißen Handschuhen gibt, welche die Menschen in die U-Bahnen schieben, aber wir waren doch nun so gegen 18:00h zur Rush-Hour unterwegs – oder nicht? Es war zwar schon voll, aber nicht sooo voll.
An unserer Karre angekommen, schauten wir direkt nach, wo denn die ganzen verrückten Gegenden von Tokio sind … „aahhh – Shibuya Crossing …häh, da waren wir doch als wir zur mongolischen Botschaft gelatscht sind“. Nun gut, da waren Leute, klar – wie in jeder Großstadt … und auch diese typischen Zebrastreifen kreuz und quer über die Kreuzung, Musik, Anzugträger, schräge Leute und auch Werbetafeln – schön animiert, aber … nun ja, das ist jetzt DAS Tokio (und nicht gerade groß), was immer so gezeigt wird!? … hmmm. Aber unabhängig davon: Tokio finden wir schon toll. Ist eine interessante, saubere, organisierte (unchaotische) Stadt, was erstmal langweilig klingt, aber trotzdem doch für eine Stadt dieser Größe ungewöhnlich ist – vor allem wenn man bedenkt, was wir uns vorgestellt hatten.
Aaaber – wir haben ja noch unsere nächtliche Tour durch die Stadt mit unserer Karre vor. Nach dem Abendbrot ging es von unserem Parkplatz los. Ja, wie erwartet, alles gesittet, kein Problem, überall Lichter und nun endlich Akahibara und Shibuya bei Nacht … „ey Gunter – die Cops sind hinter uns und wollen was.“ … „… neee, jetzt soll’n wir noch an der Ecke anhalten“ … „was soll’n das werden?“ … ganz klarer Fall, wir hatten die Cops am Hals.
Verbeugung, Lächeln … „Dokumente bitte“. …hmmhmhmmm … „Was?“ „…blah, blah…“ – keine Ahnung. Zettel hier und Schein dort und es kam ein zweites Polizeiauto hinzu. Setzte sich vor uns und fuhr die Blinkanlage auf dem Dach aus.
Nun waren wir mitten in Tokio von der Polizei umzingelt. Die Kommunikation war äußerst schwierig … „hähh – ahhh, sie wollen in das Auto schauen – kein Problem“. Sie suchten und suchten und fanden … Messer. Zwei Taschenmesser, einen Leatherman, Tapetenmesser … ??? Sie zeigten uns die Messer und sprachen (wenn wir das richtig verstanden) von einem „Problem“. Keine Ahnung was jetzt das Problem ist. Dann kam ein ganz Schlauer dazu. Der grinste immer und war total nett. Aber er sah überall Probleme. Wir könnten auch nicht mit so einem Kennzeichen auf Japans Straßen fahren und die Messer … und dann fanden sie die Axt … und zwei weitere Messer, diesmal die großen Küchenmesser – ach herrje – jetzt geht’s richtig ab. Sie sprachen von chinesischer Mafia und von „Unfällen“ mit Messern – echt keine Ahnung von was die genau sprechen. Claus musste sich am Telefon mit einem Officer vom Revier unterhalten. Mann kann sich ja vorstellen wie das ablief. Kennt ihr den Film „Lost in Translation“? … neee?! (solltet ihr mal sehen), – na ja, ein Gespräch voller Missverständnisse eben…
Egal, jegliche Erklärungen waren sinnlos. Sie sagten eh immer „Ja“ oder „Verstanden“ – nix haben sie verstanden – reine Höflichkeit. Dann, nach einer ganzen Weile (da haben wir schon die ganze Zeit drauf gewartet) wollten sie unsere Pässe sehen. Nun gut, die waren auf der Mongolischen Botschaft und der Zweite auf der Kasachischen. Denen noch zu erklären warum man zwei Pässe hat … ach nö, das lassen wir mal lieber. Wir hatten ja die offiziell aussehende Bestätigung der mongolischen Botschaft. Belassen wir es dabei: „…unser Pass liegt wegen Visum-Antrag auf der mongolischen Botschaft.“
Es nützte alles nichts, Claus musste mit auf’s Revier. So kam er wenigstens in den Genuss einer kostenlosen Tokio-Rundfahrt im Polizeiauto…
Gunter blieb mit zwei Cops am Auto – mitten in Tokio. Alle glotzten. Schließlich waren wir ja auch von Polizeiautos mit blinkender Rundumleuchte umzingelt. Manche hoben den Daumen und schienen damit „Alles Gute“ zu meinen – zumindest schaute es so aus.
Nach einer ganzen Weile kam Claus schließlich zurück. Er stieg grinsend aus dem Polizeiauto. Wir bekamen die Messer mit tausend Entschuldigungen zurück und durften weiterziehen. … aber nicht ohne den Hinweis, dass Messer gefährlich sind und das man in Japan nicht betrunken Auto fahren darf … häh, was mein die denn jetzt damit? Die ganze Aktion hat ca. 3.5h gedauert. Zum Glück haben sie nicht herausgefunden, dass wir eigentlich tatsächlich nicht mit unseren deutschen Kennzeichen in Japan fahren dürften und zum Glück haben sie nicht noch die anderen 3 Messer gefunden (Werkzeugkiste, Küche) – vor allem das jordanische Beduinen-Messer, das sieht nämlich wirklich gefährlich aus und die Erklärung, warum man so was hat, hätte garantiert Verwirrung gestiftet …
Jetzt aber schnell weg … dann doch noch ein klitzekleiner Umweg über Shibuya, wo die spektakuläre Leuchtreklame (mit dem Dinos wie in „Lost in Translation“) sein soll, „… das kann doch jetzt nicht wahr sein!!! – alles aus, dunkel, nix“… es war ja auch bereits 2:00Uhr … jetzt haben die doch tatsächlich unsere Tokio-bei-Nacht-Tour versaut … bloß weg hier…
Na klar hat Claus seine Erlebnisse auf der Wache erzählt. Es ist uuunglaublich. Die haben ihn doch echt nach Gewicht und Größe gefragt. Das waren aber nicht die einzigen seltsamen Fragen. Die wollten noch wissen, ob er Brillenträger ist … und jetzt kommt’s … festhalten: ob er Rechts- oder Linkshänder sei. Egal, jedenfalls hat der Chef dann grünes Licht gegeben. Warum Messer in einem Wohnmobil illegal sind, haben wir nicht rausbekommen. Es ist aber erstaunlich, dass man sie überall kaufen kann – klar, im Land der Samurai-Schwerter gibt es auch ordentliche Messer, natürlich in allen Größen – und vor allem braucht doch jeder ein Messer. Die Camper, die Angler und was weiß ich wer sonst noch alles…
Vor uns lag der japanischste Berg aller japanischen Berge – der Fuji-san. Blöderweise war Sauwetter. Alles grau, windig, kalt und neblig. Der schneebedeckte Berg hob sich nicht sonderlich von seiner weiß-grauen Umgebung ab.
So machten wir uns erst mal ein warmes Süppchen. Gegen Abend wurde es richtig ungemütlich – es kam starker Wind auf, es regnete und war kalt – suuuper Nacht. Der nächste Tag war nicht besser – ey, und wir am Berg der Berge und graues Novemberwetter – Unverschämtheit!
…aber, wir hatten ja Zeit. Schließlich werden die Visa nicht vor Freitag fertig (das ist das Gute daran) – also bleiben uns noch 3 Tage. So suchten wir uns eine perfekte Stelle, von welcher wir den Vulkan direkt sehen könnten, wenn die Sonne aufgeht, blauer Himmel wäre, klare Luft und sich noch so ein Wolkenband um den Berg schmiegt – so träumten wir…
Hah! – weil wir ja brave Jungs sind, wurden wir belohnt. Ganz früh schaute Claus aus der Dachluke und weckte Gunter voller Begeisterung: „Ey, aufgewacht – Schlafsack! Voll der Vulkan vor mir! Blauer Himmel, klare Luft und der bestellte Wolkenkringel!“ … „…verarschen kann ich mich selber, lass mich weiterpennen – mannn!“ … doch es stimmte.
Herrlich lag der schneebedeckte Fuji vor uns. Kaum zu glauben – welch ein Glück! Selbst im „Badezimmer“ hatten wir ein Panoramafenster, mit Blick auf den Berg beim Zähneputzen (es war die öffentliche Toilette direkt am Stellplatz).
Wir suchten uns einen schönen Platz mit schöner Aussicht und hatten ein Fuji-Frühstück bei Sonnenschein – einfach herrlich!!!
Auf dem Rückweg nach Tokio kamen wir noch beim Fuji-Sengen Schrein vorbei, welcher schön im Wald gelegen war und traditionell der Ausgangspunkt zur Fuji-Besteigung ist. Nur kann man jetzt auf einer Strasse den Berg ziemlich weit hoch fahren und von dort aus den Gipfel viel einfacher erklimmen.
Für uns war dies nicht möglich, weil wir einfach noch zu früh waren – zu viel Schnee und Kälte. Die Straße war einfach mit einem Tor gesperrt.
Jedenfalls hörten wir schon von weitem das meditative „Klonk“ eines „Bambus-Wasserspiels“ … das haben wir schon vermisst und die Hoffnung schon fast aufgegeben eines zu finden. Hier war es: ein drehbar gelagertes Bambusrohr, welches über ein weiteres mit Wasser gefüllt wird. Wenn es vollgelaufen ist, dann nach unten kippt, sich dabei entleert und beim zurück klappen lautstark gegen ein weiteres Bambusrohr schlägt, was wiederum dieses beruhigende Klonck-Geräusch erzeugt.
Ohhhmmmmmhhh … – plötzlich wurde es unruhig, Heerscharen von japanischen Touristen vielen ein. Es mussten wenigstens 3 Busse gewesen sein … und so machten wir uns schnell vom Acker…
Unterwegs war da wieder so ein Steakhaus unter anderem mit dem Schriftzug „Steak & Hamburg“ … häh, Steaks mit dem Motto Hamburg? … keine Ahnung, das ist wieder mal so ein japanisches Ding.
Überhaupt sind hier viele seltsame bzw. falsche englische Übersetzungen oder Schriftzüge auf Schildern und Werbungen. Das ist dann wie bei uns die neudeutsche Bezeichnung für den Bäcker – Backshop … der Hinterhofladen… ist dann eben nicht denglish sondern japlish.
Wieder zurück in Tokio konnten wir tatsächlich unsere beiden Visa abholen. Wir nutzten die Gelegenheit und fuhren zur Stadtverwaltung. Das ist jetzt nicht so eine poplige Stadtverwaltung wie wir sie kennen. Nein, das sind zwei riesige, funkelnagelneue (zumindest sehen sie so aus) Wolkenkratzer, von denen man aus dem 42. Stock auf die Stadt schauen kann. Das Beste: es ist kostenlos…
Der weitere Weg führte durchs Inselinnere nach Nikko, bekannt für seine aufwändig gearbeiteten Schreine, welche zu seiner Zeit sündhaft viel Geld gekostet haben sollen. Dort befindet sich der Schrein Toshogu mit dem Original der berühmten drei Affen: nix böses sehen, hören und sagen – als Schnitzerei. Aber die verlangten einen horrenden Eintrittspreis und so blieb uns nur die Besichtigung von Außen und die eines anderen, bezahlbaren Tempels. Ist halt total touristisch und wir denken schon, dass die Erhaltung aufwändig ist – nur unser Reisebudget gibt das nicht her … und etwas um jeden Preis zu sehen, das haben wir noch nie gemacht.
Es war auch gerade die sogenannte „Golden Week“. Die erste Woche im Mai, in welcher ein Großteil der Japaner Urlaub hat. Wir hätten es uns schlimmer vorgestellt, aber voll war es schon und die Autoschlangen teilweise lang. Wir hatten Glück und kamen immer gut durch – auch schon, weil wir etwas anders unterwegs sind. Aber auf Rastplätzen im Auto oder Wohnmobil pennen, ist übliche Praxis und es stört niemand.
Diesmal übernachteten wir auf einem Parkplatz an einem schicken See, welcher von schneebedeckten Bergen und einem Vulkan umgeben war.
Auf dem Weg nach Sendai passierten wir noch den Bandai-Asahi-Nationalpark. Dieser war recht schick und befindet sich in etwa auf der Höhe von Fukushima. Um Futaba (der vom Tsunami beschädigte Reaktor steht nicht in der Stadt Fukushima) gibt es eine 20km Sperrzone, sodass es erst wieder Sinn machte bei Sendai an die Küste zurück zu kehren.
Wir machten im Nationalpark eine kleine Wanderung, vorbei an giftgrünen Seen mit Orangen Farbtupfern – wirklich schick.
Nördlich von Tokio, oberhalb der japanischen Alpen beginnt das sogenannte Schneeland. Recht sollten sie haben, es ist wahrhaftiges Schneeland.
Es wurde merklich kälter und die Schneemassen vom Winter waren bei weitem noch nicht weggetaut.
Wieder einmal standen wir vor einer Sperre. Anscheinend wegen Schnee. Aber so genau wissen wir das nicht. Diesmal schien es aber nur zu spät zu sein (nach 17:00h, wenn wir das Schild richtig gedeutet haben). Also übernachteten wir in der Nähe der Sperre. Tatsächlich, am nächsten Tag konnten wir passieren und fuhren zwischen meterhohen Schneewänden über den Pass.
Den dort befindlichen Vulkansee schenkten wir uns, da es total nebelig war.
Bei Sendai kamen wir wieder an die Küste und man sah sofort die verheerenden Folgen des Tsunamis von 2011. Überall wurde gebaggert, gearbeitet, große Flächen waren leer, man sah nur noch die Fundamente. Wir wollen wirklich nicht wissen wie das war – auf jeden Fall nicht angenehm. Es müssen immense Wassermengen gewesen sein, die weit ins Land hinein schwappten. Man sah alte Schiffs- u. Autowracks, verbeulte Geländer und defekte Schutzwälle. Selbst ein riesiges, massives Schutz-Tor war völlig verbogen, dabei lang es längs zur Welle!
Die Wucht ist kaum vorstellbar. Wir verließen erneut die Küste Richtung Bergland, beim Rikuchu-Kaigan-National-Park kamen wir wieder zurück ans Meer.
Nun bogen wir erneut Richtung Westen ab um durch die beiden separaten Gebiete des Towada-Hachimantai-Nationalpark zu fahren. Wir waren eh gerade auf dem Nationalpark-Trip. Ist ja auch ganz klar, oberhalb der Alpen ist mehr Natur und weniger Menschen angesagt.
Erneut passierten wir Pässe, bei denen die Schneewände selbst Ende April noch meterhoch sind und um das Doppelte unseren eigentlich „Riesen-Toyo“ überragen.
Weil wir grad so schön auf dem Natur-Trip waren schauten wir auch gleich bei Shirakami-Sanchi Beech Forest vorbei. Hier soll es laut Reiseführer einen „makellosen“ Wasserfall geben. Was auch immer ein makelloser Wasserfall sein soll, schön wird er wohl sein … aaaber, na klar, die Straße war gesperrt und der Weg zum Wasserfall ebenso. Wir probierten es trotzdem, mussten aber wegen Schneemassen und einer defekten Brücke aufgeben.
Zurück am Parkplatz war unser Auto belagert. Klar waren wir die Attraktion im Örtchen, wo die Leute fleißig am Schnee wegräumen waren. Da ist im Winter garantiert nix los und der Schnee steht bis zum Dach. Aber wie die Japaner so sind, es wurde viel gestaunt, gelacht und wir bekamen vom Infocenter-Chef einen Aufkleber und jeder ein Softeis geschenkt …
Noch mal zurück zu unserem wahnsinnig tollen Japan-Reiseführer (ja, wir sind diesmal gaaanz toll ausgerüstet – schließlich ist es diesmal eine überschaubare Anzahl an Ländern), also; so was Schlechtes haben wir selten gesehen. Das Ding ist ein 3cm dicker Wälzer und wurde von einem Germanistik Studenten geschrieben. Hier mal ein Auszug von S. 473: “…Sendai-Literaturmuseum: Kein Ort für jedermann, denn hier braucht man ausgereifte Japanischkenntnisse und eine Vorliebe für Literatur und Regionalgeschichte, sonst kann es hier schnell langweilig werden….“. Was is’n das für’ne Info. Da wurden eh schon einige interessante und vor allem sinnvolle Infos weggelassen und dann verschwendet man mit so einem Datenmüll kostbaren Platz. Wer bitte schön erfüllt denn obengenannte Bedingungen? … anscheinend nur der Autor selbst (wenn überhaupt).
Das Problem mit dem Internet haben wir mit den „7-Spots“, ein kostenloser WiFi Zugang an fast allen 7-Eleven (convenient store), erschlagen können (nur in der Präfektur Aomori gab’s davon keine und auf Shikoku fanden wir auch keinen). Hier und da fand sich auch ein Freespot. So mussten wir effektiv nie für Internetzugang in Japan bezahlen (auch wenn es z.T. schwierig war, einen zu finden, der dann auch noch korrekt funzt). Lustig waren oft die 7-Eleven Ankündigungen. So wurde es ganz genau genommen, so z.B. ein Schild „7-Eleven in 369m“ … wir haben nicht nachgemessen.
Bei Aomori befindet sich eine historisch interessante und bedeutende Ausgrabungsstätte – ein Open-Air Museeum, die Sannai-Maryama Ausgrabungstätte. Hier wurden Überreste der Urjapaner aus der Jomon-Zeit (ca. 5000-1330 BC) gefunden und Teile eines Dorfes nachgebildet. Wirklich gut gemacht, mit einem sehr informativen Museum und kostenlos war es auch noch.
Gut gelaunt fanden wir eine super Stelle zum pennen. Als wir gerade so schön gemütlich bei einem Whisky in der Karre saßen und unser Abendbrot zubereiteten, sahen wir draußen schon die Polizei rumschleichen. Wir ließen uns davon nicht stören, obgleich wir schon ahnend mit den Augen rollten.
Es kam wie schon vermutet. Gegen 18:30 Uhr klopfte es schließlich an der Hecktür und … „oooch nöhöö, nicht schon wieder!“ (wir ahnten nicht was kommt – wir wussten es) … ganz klar, die Überprüfung ging los. Wie es meistens so ist, war ein Übereifriger dabei. Der machte auch einen auf ernst und schaute ganz böse. Wie auch immer, sie wärmten sich langsam auf … wir versuchten zu erklären und sie sagten immer „Ja“, „Klar“, „Verstehe“ … aber wir wussten es besser – nix war klar. Claus wieder am „Polizeifunk“: „… yes, äähhh, no … yes we’re tourists … äähh what? … say it again, please…”, wobei er angestrengt die Augen zusammen kniff und angestrengt das Gesicht verzerrte und sich voll auf das Telefonat konzentrierte um das „Japlish“ zu verstehen. Nicht nur das es äußerst schwer zu verstehen war, nein – die Fragen waren auch extrem seltsam. Für Gunter klang es ungefähr so; „… on a bridge. Yes, there is a bridge between Honshu and Shikoku. You know a bridge?! … Ooh ahh, yes by ferry! Ah yes, there is a ferry … of course. You know ferry? A boat, …ship? vessel? ferry!… Ahhh … from Kyushu back to Honshu? In a tunnel. Yes, … a tunnel. tunnel?! Under the sea … in a pipe … tunnel – you know tunnel … yes, there is a tunnel…underground…” usw. Keine Ahnung was die Beiden sich zu erzählen hatten. Für Gunter klang es nicht so, als hätte es was mit der Kontrolle zu tun. Wahrscheinlich war der Officer in der Zentrale daran Interessiert, wie er bei seinem nächsten Urlaub von Insel zu Insel kommt – also kochte er weiter (schließlich war ja die Abendbrotzubereitung voll im Gange). Es wurde rumtelefoniert und ein Riesen Aktionismus um uns herum, ein zweites Polizeiauto kam hinzu, Claus wieder ans Telefon gebeten, …dann sollten wir warten, auch gut und so aßen wir erst mal was, bevor es kalt wurde. Außerdem ahnten wir schon, dass es länger dauern wird und … ja, klar – wir sollten mit auf die Wache, nur diesmal Beide.
Auf der Wache war dann wohl der nächste Vorgesetzte, welcher sich nur die Dienstjacke über seine Privatklamotten geschmissen hatte. Er stellte die gleichen Fragen und sagte immer „Ja“… nebenbei wurden ALLE Unterlagen von allen Seiten kopiert, ums sie dann – und das ist kein Scherz – … ins Faxgerät zu schieben! Ja, wie wir schon in Neuseeland ungläubig feststellen mussten: das Faxgerät ist hier total angesagt. Nebenbei erzählten wir alles zum 10 Mal, während wir auf ein schwarzes Gabeltelefon aus den 60ern starrten und im Hintergrund das Faxgerät pfeiffend seine Arbeit verrichtete „ppfffhh, drrrrfffhhh …drddrddrdrrriii … „der Klang aus der guten alten Modemzeit.
Ein riesiges Problem schien dann die ausstellende Behörde von Fahrerlaubnis und Reisepass zu sein. Nun erklär mal einem nicht Englisch sprechenden Japaner was ein Kreisverwaltungsreferat ist und das dies nicht zwangsläufig Berlin sein muss … puhh, ein Haufen Energie verpuffte da in die Umgebung.
Langsam ging der Gesprächsstoff aus und alle warteten gespannt auf das klingeln des Telefons. „Klingeling“, zack schon war es abgehoben und …“Hai, … Hai, … … Hai…! Dann brauchten sie noch eine technische Prüfung und eine japanische Zulassung; „…aber das haben wir doch schon 100sten Mal erklärt: das ist ein temporärer Import, wir haben die Zollpapiere „Carnet de Passages“ … damit kann man temporär Autos importieren – hier: Import Osaka, und hier Export Wakkanai … hier, schaut auf der Rückseite – Japan … und hier ist der JAF Schriebs (JAF= Japanese Automobile Federation [jap. ADAC]) … und das ist die Telefonnummer der Polizei in Tokio, die uns schon überprüft hatten … nein, wir können das Auto nicht in Japan zulassen, es ist ein in Deutschland zugelassenes Auto, deshalb hat es ja auch ein deutsches Kennzeichen … wir haben keine Adresse in Japan, sind ja schließlich Touristen, deshalb können wir das Auto auch gar nicht in Japan zulassen … dafür gibt es ja das Carnet …“ Die verstehen es einfach nicht, auch wenn sie immer „Ja“ sagen. Zwischendurch klingelte immer mal das Telefon – die gleichen Fragen wieder … es wurde echt langsam öde und die Uhr im Büro zeigte mittlerweile 22:00Uhr.
Zur Erklärung des Carnet: Man stelle sich vor, ein russischer, oder türkischer LKW will nach Spanien. Oder eben nur ein normaler Tourist im PKW von England in die Türkei. Nun ist es natürlich nicht praktikabel, seine Karre in jedem Land zuzulassen, das Nummernschild zu wechseln oder gar eine technische Prüfung durchführen zu lassen. Dazu gibt es Abkommen (welches jedes Land mit Japan hat, außer die Deutschen wg. der nicht vorhandenen Regierung zu seiner Zeit). Für Sonderfälle oder ganz skeptische Länder gibt es eben dieses Carnet (Zollpapier), welches den temporären Import durch eine Bürgschaft in Form von hinterlegtem Geld (z.B. beim ADAC) garantiert. Sollte das betroffene Auto nicht wieder exportiert werden (Carnet wäre dann nicht vollständig, da der Export-Stempel fehlt), würde die Bürgschaft vom betroffenen Land einbehalten – als Importsteuer sozusagen. Nun kann man sagen: Jaahh, Japan ist eine Insel – nun gut, Großbritannien auch…
Der Kollege am anderen Ende der Leitung ließ nicht locker. Selbst bei den jungen Cop, welcher das Telefon am Ohr hatte, sah man nun den Ansatz von „Augenrollen“ – in Japan lässt sich diesbezüglich normalerweise niemand was anmerken – es war echt zäh.
Im Geheimen hofften wir, dass keiner rausbekommt, dass eben in Deutschland zugelassene Autos nicht in Japan rumfahren dürfen (Nachzulesen im Text Neuseeland Nord-Insel). Auch wenn wir noch den Plan B (Neuseeland-Zulassung mit techn. Prüfung) im Ärmel hatten, so wird es ganz sicher verflucht schwierig dies zu erklären. Die Polizei ist schon extrem behäbig, unbeholfen, sehr pflichtbewusst, penetrant und in solchen Sonderfällen unerfahrenen. Klar, sie haben auch überhaupt keine Erfahrung und Ahnung von solchen Fällen. Das kommt so wahrscheinlich nur ein Mal in einem japanischen Polizistenleben vor. Sollte es ein zweites Mal sein, so glauben wir, würde es sich der Officer nicht noch Mal antun.
Der „pflichtbewusste“ ältere Gesetzeshüter vom Anfang war längst verschwunden – vermutlich Dienstschluss oder er ist eben cleverer … die Uhr im Büro zeigte bereits 23:00 Uhr … plötzlich war Aufbruchstimmung. Keine Ahnung was dies auslöste, … aber irgendwie beschlich uns das Gefühl, dass das noch nicht das Ende ist. Jedenfalls wurden wir zurück zu unserm Auto gebracht … ja klar, wieder war ein pflichtbewusster Kollege am Telefon und es ging in die dritte Runde. Irgendwann, ca. 30min später, gaben sie auf … puhhh – echt zäh, über 4 Stunden hat es diesmal gedauert. Irgendwie hatten wir keinen Bock mehr und gingen nach ein-zwei… Drinks schlafen…
Am nächsten Morgen waren wir nicht ganz so entspannt wie üblich – nach dem Frühstück machten wir uns sofort vom Acker (nicht das denen noch was Tolles einfällt). Über die schmale Landzunge ganz oben im Norden von Honshu führen wir bis Oma-zaki, von wo aus die Fähre nach Hokkaido übersetzt.
Oma ist ein nicht gerade ansehnliches Hafenörtchen. Als erstes schauten wir uns im Ort um, wo wir die Nacht bleiben können um anschließend die Fähre für den nächsten Tag klar zu machen. Im Reiseführer steht dazu nämlich nix drin. Zu unserer Überraschung gab es mitten im Ort einen Parkplatz mit Toiletten und einer Hütte mit allem was man so braucht. Kochstellen, Waschbecken, Tische, Stühle, Steckdosen und … kaum zu glauben: Free WiFi! Echt paradiesische Verhältnisse – denn das alles war „for free“! … und, das ist nicht unerheblich, ohne „Truck-Tucker Geräusche“. Die Trucker lassen nämlich ihre Motoren über Nacht laufen, da sie anscheinend keine Standheizung oder Schlafsäcke kennen (wir lassen unsere Karre zumindest nicht laufen, wir haben Standheizung und Schlafsäcke).
Um den Parkplatz befanden sich Buden, die alles das verkauften, was das Meer so hergibt. Für uns waren das Interessanteste die Seeigel.
Weil wir nicht wissen wie die so schmecken, mussten wir es gleich ausprobieren … na ja: schwer zu beschreiben. Lecker sieht es nicht gerade aus, aber ekelhaft ist es auch nicht. Der Geschmack ist seltsam – nicht zu beschreiben. Die Konsistenz ist wie Pudding. Viel ist ja nicht dran – oder wurde der größte Teil entfernt, das Gehirn – haben die eins 😉 – keine Ahnung. Auf jeden Fall nix, was süchtig macht. Ungewöhnlich war auch, dass die sich, obwohl gespalten, noch bewegt haben…
Als wir am nächsten Tag in der Hütte neben dem Parkplatz frühstückten, schlich schon wieder ein Cop ums Auto und notierte die Nummer … als er verschwand nutzen wir die Gelegenheit, packten schnell zusammen und führen zur Fähre, die dann pünktlich ablegte und wir erstmal nach Hokkaido entkommen sind…