Europäische Union – wieder zuhause

slideshow15.09.2013-23.09.2013

Rumänien, wunderschöne Karpaten mit herrlichem Wald

Am Grenzübergang nach Rumänien war es nun ganz klar erkennbar, wir kommen in die EU. Es gab eine Extra-Spur für EU-Bürger. Jetzt haben wir es gleich geschafft, keine lästigen Grenzkontrollen mehr, kein Heckmeck oder Probleme mit unserer Karre.
Im Grunde war die Einreise in die EU recht unkompliziert. Ob andere mehr kontrolliert wurden, wissen wir nicht. Nachdem wir eine Straßenbenutzungsgebühr entrichtet hatten und die Grenzer lustig drauf waren, war es auch schon passiert – wir waren drin … wow.
Hier fallen sofort die Märkte wie Kaufland, Aldi, Lidl und Co auf. Überall sieht man diese typischen Baumärkte und Industriegebiete mit ihren Stahl-Blech-Rolltor-Konstruktionen. Ganz klar, wir kommen der Heimat näher. Es ist immer wieder seltsam, wie sich die Wahrnehmung ändert. Plötzlich fallen Kleinigkeiten auf, an denen man erkennt, dass man in Europa ist. Es ist schwer zu beschreiben. Das können Gebäude oder Schilder sein, Mülleimer oder Linienbusse, Straßenmarkierungen und Parkscheinautomaten, alles was die Infrastruktur eines Landes so ausmacht. Und Baumärkte gehören definitiv auch dazu…
Rumänien ist im Aufbruch, aber es geht gleichzeitig auch noch ursprünglicher zu, nicht so extrem industrialisiert wie bei uns.
Irgendwie ist es auch schade, wie sich die Dinge verändern, weiterentwickeln und moderner werden. Verübeln kann man es letztendlich niemand. Ein modernes und (vermeintlich) bequemes Leben wird fast überall angestrebt.

rumänischer Pferdewagen (Rumänien)

rumänischer Pferdewagen

Vor nicht allzu langer Zeit war die Landwirtschaft in Rumänien nach westeuropäischen Maßstäben unterentwickelt. Jeder kennt die typischen Pferdewagen, die Leute standen auf den Feldern und ernteten Feldfrüchte, die vielleicht nicht so toll aussahen, dafür aber besser schmeckten. Das war natürlich total ineffizient und nicht unbedingt EU-tauglich.
Wer kauft hier schon krumme Gurken und kleine, „häßliche“ Auberginen?
Letztendlich bestimmt die Nachfrage die Produktion und dieses Bedürfnis wird im großen Stiel „so richtig herrlich“ von der Industrie beeinflusst, manipuliert und bedient … und (fast) alle machen mit.
Sicherlich war es für die Bauern früher auch nicht leichter, das Leben war hart und viel Geld verdient haben sie sicher nicht.

Nun zurück zum eigentlichen Thema: Die verbliebenen Pferdewagen und die liebevoll hergerichteten Holzhäuschen mit ihren Verzierungen und den Brunnen davor sind schön anzusehen.

Brunnen im Dorf (Rumänien)

Brunnen im Dorf

Wenn dann noch so ein wunderschöner, dichter, saftig grüner, wilder und ursprünglicher Mischwald die Umgebung bildet, bekommt man richtig gute Laune. Die Karpaten sind ein wunderschöner Landstrich. Es ist definitiv der schönste Wald, den wir auf der ganzen Reise gesehen haben.
Zumindest wie ein Wald für unseren Geschmack aussehen sollte (wie der ursprüngliche Wald in Neuseeland mal ausgesehen hatte, konnten wir ja nur andeutungsweise sehen – der wurde schließlich fast komplett durch die Schornsteine Europas (Englands) geblasen, so wie an so vielen Stellen auf der Erde)
Die Suche nach einem Nachtlager gestaltete sich dennoch etwas schwierig, da in den engen Tälern quasi überall Häuser an den Straße stehen. Führt ein Weg in ein Seitental, ist es nicht viel anders. Vor allem sind wir extrem aufgefallen, wenn wir mit unserer dröhnenden Karre durch die engen Dörfer gefahren sind. Alle standen am Fenster, schauten aus ihren Türen oder glotzten mit großen Augen über die Zäune.
Hatten wir allerdings mal einen geeigneten Platz gefunden, dann war dieser tatsächlich herrlich. Frische Waldluft, es roch nach Pilzen, und Bäche mit klarem Wasser gab es ebenfalls überall.
Wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, selber auf Pilzsuche zu gehen. Das es hier davon genügend gibt, das lag schon in der Luft und schließlich wurden sie überall verkauft. Leute kamen mit großen Körben voller Steinpilzen aus dem Wald – es war unglaublich. Ja sogar ein LKW Fahrer blieb einfach mitten auf einem Weg nahe eines Dorfes stehen, um mal eben schnell eine Tüte mit Pilzen zu füllen. Wir mussten warten, aber nicht lange… Vermutlich kommt ein Großteil der bei uns erhältlichen Steinpilze aus diesen Wäldern.
Wir kennen die Gegend zwar nicht, aber selbst wir hatten nach ca. 15min suchen so viele Steinpilze, dass unser leckeres Abendbrot gesichert war.

Steinpilze sammeln in Rumänien

Steinpilze sammeln in Rumänien

Und dabei haben wir alle anderen Pilzarten aus Unkenntnis lieber mal stehen lassen.
Siebenbürgen ist auch nicht weit entfernt, und so gibt es auch Bier mit deutschen Namen. Natürlich war es lecker und ebenso leckeres frisches Brot gab es auch. So fühlten wir uns in den Karpaten pudelwohl.
Spektakulär sind auch die vielen typisch „karpatischen“ Kirchen und Klöster. Auch die Bauernhöfe, Zäune, auf Holzgestelle aufgeschichteten Strohhaufen und die verschlafenen Dörfer sind einfach nur schön anzusehen. Irgendwie fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Hoffentlich können sich die Rumänen ein bisschen von diesem Charme bewahren. Für Leute die die Natur lieben, gerne Wandern und nicht zu hohe Luxus-Ansprüche haben, können wir Rumänen als Urlaubsziel nur empfehlen.

restaurierte Kirche in Rumänien

restaurierte Kirche in Rumänien

In Europa sind die Entfernungen deutlich kleiner. Selbst unsere Karte von Polen reichte von Teilen der Ukraine bis hinauf zu Süd-Dänemark. Wir zeichneten auf all unseren Karten stets den gefahrenen Weg nach. Noch in Kasachstan hatte wir bei dem Maßstab dieser Karten das Gefühl, wir kommen überhaupt nicht voran. Hier in Europa kamen wir schneller voran, als wir nachzeichnen konnten.

Der Tankstellen- und Lunik IX Schock

Von Rumänien fuhren wir weiter nach Ungarn, streiften aber nur den Nord-Osten des Landes.
In der Slowakei beeindruckten uns die modernen und gut ausgebauten Straßen. Hier konnten wir das erste Mal in Euro zahlen. Der erste Schock lies nicht lange auf sich warten. Der Diesel war seit Kasachstan nun endgültig aufgebraucht und eine Tankfüllung (das meint bei uns auch nur einer der beiden Tanks, denn in Anbetracht des Preises und der Tankstellendichte, ließen wir den zweiten Tank leer) war sündhaft teuer. Die Euros flogen nur so aus dem Portemonnaie, sodass wir nach jedem Tag verwundert waren, wo denn die ganze Knete hin ist. Es ist schon merklich teurer geworden.
Nun erreichten wir Košice, die Kulturhauptstadt 2013. Die Stadt war merklich aufgepeppt. Zwar gab es viele von diesen typischen Sozialisten-Plattenbauten, aber die waren wenigstens farbenfroh aufgehübscht. Natürlich hat die Altstadt schöne alte Gebäude und Kirchen zu bieten.
Wir erinnerten uns an den durch und durch „trostlosen“ Film „Import – Export“ von Ulrich Seidel. Darin gab es eine Szene in einer Plattenbausiedlung mit dort lebenden Roma, die so (in unserer Vorstellung) gar nicht existieren konnte. Es ist schließlich nur ein Film…
Wir machten uns also auf die Suche, ohne das wir wußten, ob es diese Siedlung wirklich gibt und wenn ja, wo sie sich denn befindet. Rein intuitiv steuerten wir eine von weitem auffällig heruntergekommene Plattenbausiedlung am Stadtrand von Košice an. Am Straßenrand sahen wir schon die typisch aussehenden „Zigeuner“ – wir kamen also näher. Links führte eine Straße zu den heruntergekommenen Häusern und da stand auch schon die Polizei. Es gab irgendwelchen Ärger. Uns aber egal, wir fuhren dran vorbei und trauten unseren Augen nicht … fassungslos und völlig überrascht konnte Gunter gar nicht filmen. Es war schockierend. Die 1981- 1988 erbauten Häuser waren völlig heruntergekommen. Massen von Kindern. Überall lag Müll herum. Hinter den Häusern am Hang türmte sich dieser schon. Keine Türen, sehr viele kaputte oder nicht vorhandene Fenster, sogar die Elektrokästen waren ausgeschlachtet. Es wurde immer unangenehmer und unheimlicher.
Natürlich fühlten sich die Anwohner von uns beobachtet und provoziert. Claus meinte nur noch: „Hoffentlich kommen wir hier heil wieder raus!“ … da flogen auch schon die ersten Gegenstände an’s Auto. Die Kinder kamen in Scharen angerannt. Die Älteren waren wohl von unser unerwarteten Erscheinung völlig überrascht. Diesem Umstand haben wir wahrscheinlich den schadfreien Ausgang zu verdanken. Wir sahen zu, das wir hier fortkamen. Gott sein Dank war die Straße keine Sackgasse…
Damit haben wir nun absolut nicht gerechnet. In gewisserweise fühlten wir uns als Spanner, aber irgendwie war es auch verflucht faszinierend und zugleich erschütternd.

Wie wir nach späterer Recherche herausbekommen haben, heißt dieses Wohngebiet Lunik 9 (IX) und gilt als „Lehrbeispiel“, was die Ghettoisierung von Roma in Osteuropa betrifft.
Die Roma wurden in den 1980ern hierher umgesiedelt, und das ging wohl ziemlich schief…
Weil uns die richtigen Worte fehlen, äußern wir uns auch an dieser Stelle auch nur soweit dazu, als das man immer daran denken muss, dass es für eine Wirkung eine Ursache gibt. Inwieweit wer Schuld an diesen Umständen trägt können wir nicht beurteilen. Man darf auch niemals alle über einen Kamm scheren  … nur die Sache mit dem Müll war schon krass. Ihr könnt ja mal bei Google „Košice Lunik IX“ eingeben und auf Bilder gehen … erschreckend – das mitten in Europa … das Ganze ist live noch „beeindruckender“ … gefühlt war es schlimmer als im Film.
Unsere Recherche ergab auch weitere interessante Informationen. Die bei uns sogenannten „Sinti und Roma“ stammen wohl ursprünglich aus Indien, aber so 100% weiß das wohl keiner. Ein Teil ihrer Kultur war bis ins 19. und 20. Jahrhundert eben das Herumziehen. Kultur, Rituale und Verhalten innerhalb der Familien und Sippen sind recht komplex. Heutzutage sind sie sesshaft, was vielleicht auch eines ihrer Probleme sein könnte. In jedem Fall wirkt es aber so, als ob die Bewohner von Lunik IX nicht mehr viel mit der ursprünglichen Kultur der Roma zu tun haben.

Plötzlich erhob sich die Tatra aus der Ebene

Seid Ungarn war es flach und recht eintönig. Plötzlich erhob sich die Tatra aus der Ebene. Das es sooo schön ist, hatte Gunter aus der Kindheit nicht mehr in Erinnerung. Die Berge waren von Wolken umgeben und ringsherum Wald – ein wunderbarer Anblick. Nur die Städte waren leider nicht so schön anzusehen.

Differential einstellen (Österreich)

Differential einstellen

In der wunderschönen Tatra sind wir doch glatt an den Knödeln gescheitert. Wie schon auf der letzten Reise gab es in den von uns aufgesuchten Restaurants nirgends Knödel. Dort sagte man uns: „Heute leider nicht, aber morgen“ … es war Donnerstag – ist Donnerstag etwa Anti-Knödel-Tag oder ist das in der Slowakei nicht sooo verbreitet?! Schließlich bekamen wir in einem schicken Restaurant unsere Schickimicki Knödel. Ganz und gar nicht so, wie wir uns unsere Knödel eigentlich vorgestellt hatten.
Die Gegend um die Hohe- und die Niedere Tatra ist ganz sicher eine Reise wert. Wir werden uns das mal merken. Die Slowakei wirkt in weiten Teilen schon wie Österreich. Überall Gasthöfe und Wirtschaften, Hotels und Wellness-Tempel inmitten einer wunderschönen Berglandschaft.

Von der Slowakei fuhren wir zunächst nach Wien um Edwin zu besuchen. Erstaunlicherweise fanden wir auch in Österreich relativ problemlos eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit. Über Österreich und dem schönen Wien brauchen wir hier nicht viel zu erzählen.
Beim Edwin angekommen fanden wir auf seinem Firmengelände voller Kranfahrzeugen eine herrliche Werkstatt vor. Hier wurde das Differential bequem in einer Grube ausgebaut. Als Riesenproblem stellte sich das Abziehen der Lagerschale heraus. Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln kamen wir definitiv nicht weiter. Selbst die hydraulischen Stützen der Tonnenschweren Krans konnten die Schale ohne passende Hilfsmittel nicht herunterdrücken – voll krass ey!
Bei Edwins Freund wurde in Sisyphusarbeit mit einem „Dremel“ die harte Lagerschale aufgeschnitten und dann mit einem Meißel gespalten. Voll der Riesenakt.
Zu unserer Freude konnten wir bei Edwin noch einen Ölwechsel machen, der uns ebenfalls nicht in Rechnung gestellt wurde. Am Abend bereitete uns seine Frau ein fantastisches Mahl zu, hauptsächlichst aus leckeren österreichischen Spezialitäten, selbstverständlich abgeschlossen mit einem Dessert. Dazu wurde eine erlesene Auswahl an Getränken gereicht. Am nächsten Morgen gab es ein ausgesprochen leckeres Frühstück, auch Rührei mit Käse … hhhmmm, wir lieben das. Vielen, vielen Dank nach Wien!

Edwin und Claus (Österreich)

Edwin und Claus

Um auf dem kürzesten Weg nach Görlitz zu kommen mussten wir durch Tschechien. Erstaunt hat uns, das es dort immer noch keinen Euro gibt. Wussten wir gar nicht.
In Kamenz trafen wir uns mit Ari und Silvio, die Claus schon 2011 in Südamerika kennengelernt hatte. Die Beiden hatten uns auf ihrer Neuseeland-Reise im „Kiwi Corral“ (wörtlich etwa: „Kiwi Pferch“) besucht. Das Kiwi Corral ist hauptsächlich eine Unterkunft für die zahlreichen Saisonarbeiter und „Work and Travel“-Leute.
Schön war’s in Sachsen und wieder wurden wir extrem verwöhnt. Morgens wurden sogar die Brötchen frisch vom Bäcker vorbeigebracht. Hoffentlich gewöhnen wir uns nicht zu sehr daran. Für uns waren die letzten Tage der pure Luxus. Ebenfalls einen herzlichen Dank an die Beiden!
Auf dem Weg nach Thüringen stoppten wir noch im schönen Erzgebirge. Hier besuchten wir Gina und Tobias, welche wir ebenfalls im neuseeländischen „Arbeitslager“ bei Te Puke kennengelernt hatten. Natüüürlich wurden wir auch hier verwöhnt, das hörte einfach nicht mehr auf. Das hat sich eindeutig auf unseren Bauchumfang ausgewirkt. Vielen Dank an die Erzgebirger – nein nicht für den fetten Ranzen!

Endlich in Thüringen angekommen fand dann alsbald unsere Heimkehr-Feier statt … so – nun waren wir wieder daheim – zumindest Gunter, und die Reise hatte ein gutes Ende …
Ein fetter Dank an die Organisatoren der Feier, an die Brater, Ausschenker, Mixer, Musikmacher, Beamer-Verleiher und die Kloß-mit-Rouladen-Macher!!!

Heimkehrfeier (Deutschland)

Heimkehrfeier

Ende, Finish, Finito … Hurra, wir sind wieder da und der Alltag hat uns bald wieder tralalalala … fest im Griff … und es hat auch seine guten Seiten … jaaa, eeehrlich!!!

Wir hoffen, wir konnten Euch ein wenig unterhalten und auf unserer Reise mitnehmen.
Vielen Dank für euer Interesse.

PS: Interessiert auch jemand unser weiteres Alltags- und Berufsleben? Dann sagt uns einfach Bescheid … soviel Arbeit kann die Texterei und Fotobearbeitung gar nicht machen.
Dann gibt es eine laaange, ausfüüührliche … gääähhhnnn … Abhandlung über unseren Alltag … yeah.

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