Die BAM Road ist ein echtes Off-Road Abenteuer. Volle Bergeausrüstung erforderlich, insbesondere: Schaufel, Sandbleche (zum Brücken flicken), Säge und/oder Axt zum Bäume fällen, Bergegurt…
Nur, weil WIR über eine Brücke gefahren sind, heisst das nicht, dass das jeder Zeit möglich ist. Jeder muss selbst für sich entscheiden, ob er die Brücke passieren kann und will! Gleiches gibt für Wasserdurchfahrten.
Die BAM Road ist eine Strasse parallel zur Bahnstrecke der BAM – Baikal-Amur Magistrale (engl. Baikal-Amur Mainline). Tynda teilt die BAM grob in einen West- und Ostteil. Wir sind Anfang Juni 2013 von Tynda bis Ulkan (bei Severobaykalsk) in einem Toyota Landcruiser HZJ75 gefahren. Die Strecke ist ca. 1200km lang. (BAM gesamt ca. 4200km).
In den 30ern als Versorgungsstrasse für den Bau der BAM gebaut, verfällt die BAM Road auf grossen Teilen. Nach dem Tod Stalins wurde das Projekt zunächst gestoppt. Erst in den 70er wurde wieder weiter and der BAM als Entlastung für die Transsib gebaut.
Obwohl die Strasse verfallen ist, wird sie dennoch manchmal von Truckern genutzt.
Die Strassen-Brücken sind meist Stahlträger mit Bahnschwellen als „Fahrbahn“. Die Pfeiler sind mit einem Gerüst aus Holzbalken errichtet, die dann mit Flusssteinen gefüllt wurden. Häufig sind die Schwellen weggefault, so dass mehr oder weniger grosse Lücken vorhanden sind. Teilweise sind diese provisorisch mit gefällten Bäumen etc. geflickt.
Die Flüsse führen z.Z. der Schneeschmelze ganz erhebliche Mengen an Wasser. Die Wassermassen haben etliche Pfeiler der Brücken unterspült bzw. mitgerissen. Manche Brücken stehn gerade noch so, andere sind komplett zerstört. Statisch bedenklich sind fast alle. Dort, wo die Brücken fehlen, gibt es eigentlich immer eine Furt durch den Fluss. Der Weg durch den Fluss ändert sich ständig, somit gibt es häufig viele Spuren, die ins Wasser führen.
Die Flussbette sind meist steinig. Wobei die Grösse der Steine hauptsächlich von der Fliessgeschwindigkeit des Wassers abhängt. Je schneller es fliesst, desto grösser die Steine. An Stellen, an der das Wasser kaum fliesst, lagert sich Sand, oder feines Sediment ab, welches entsprechend weich und sumpfig ist. Die Flüsse sind üblicherweise an der Aussenseite einer Flussbiegung tiefer.
Wenn irgend möglich, ist es besser mit der Strömung den Fluss zu queren. Der Widerstand des Wassers ist erheblich.
In jedem Fall immer erst durch waten. Es kann sein, dass ein Fluss, der flach aussieht, plötzlich an einer Stelle sehr tief wird… Auch kann man die Strömung besser einschätzen.
Die Bahntrasse ist zweigleisig vorbereitet, jedoch auf weiten Strecken nur eingleisig gebaut. Die Strasse führt teilweise auf dem Schotterbett des Bahndamms entlang (2. Gleis). Die Eisenbahnbrücken sind meist nur eingleisig, hin und wieder (zw. Olekma und Taksimo) ist auch die Brücke für das zweite Gleis schon gebaut, dann führt die Strasse darüber.
Das Wetter ist entscheidend. Wenn es geregnet hat gibt es schnell Hochwasser und die Flüsse sind dann u.U. unpassierbar. Das Wasser steigt schnell an, sinkt aber auch wieder schnell, ggf. muss man einfach abwarten bis das Wasser gesunken ist. Man kann den Normalpegelstand abschätzen, wenn man sich das Ufer anschaut. Stehen Grashalme im Wasser, ist der Wasserstand höher als normal. Wir haben immer einen Holzstock mit Kerben ins Wasser gesteckt. So lässt sich die Wasserstandsänderung leicht verfolgen.
Es gibt zahlreiche Bahnstationen entlang der Strecke. Es fahren Güterzüge, Personenfernzüge und Bummelbahnen, die nach Bedarf halten. Generell ist auf der BAM viel los. Man muss also wirklich vorsichig sein, wenn man die Bahnbrücken nutzt um auf die andere Seite zu gelangen.
„Brauchbare“ Käffer sind Tynda, Yuktali, Olyokma, Khani, Novaya Chara, Taksimo, Severo Muysk, Novo Uoyan, Severobaykalsk, Ulkan. Dort gibt es Gelegenheiten zum einkaufen, Benzin und Diesel.
Die BAM-Road ist in der Open Street Map (OSM) verzeichnet. Unseren gefahrenen GPS-Track könnt Ihr runterladen. Wir haben fast alle Brücken zw. Tynda und Novo Uoyan sowie die Furten verzeichnet. Diese sind von Tynda kommend fortlaufend nummeriert.
Bxxx – Bridge
cBxxx – collapsed Bridge
Fxxx- Ford
dFxxx – deep Ford
Es sind über 200 Brücken und mehr als 70 Wasserdurchfahrten auf ca. 1200km
Bei Regen weicht die Strasse auf, dann gibt es Modder. Sonst ist Schlamm eher kein Problem.
Die Schlüsselstellen sind die grossen Flüsse Olekma, Chara, Kuanda.
Über den Olekma gibt es nur die Eisenbahnbrücke, bei Chara ist die Brücke unpassierbar. Die Kuanda Brücke ist eingestürzt.
Grosse Brücken sind bewacht, die Brücke über den Olekma hat sogar eine Schranke.
Von Tynda kommend zuerst gute Piste. Hinter der Station El’Gakan war die Strasse nach einem Gewitter weggespült. Wir mussten einen Tag warten bis das Wasser wieder gesunken war.
Ab Chilchi einige Wasserdurchfahrten.
Dann erste tiefe Wasserdurchfahrt (df12). Der Nyukzha River hatte Hochwasser, ein Nebenfluss wurde deshalb aufgestaut. Wir haben eine Nacht gewartet, am nächsten Morgen ist das Wasser ca. 80cm gesunken. Wassertiefe bei Durchfahrt ca. 80cm. Mit dem Auto kein Problem, mit dem Motorrad schon kritisch. Ggf. kann man mit dem Moped jedoch über die halbverfallene Brücke schieben.
Bis Yuktali noch einige weitere, teilweise tiefe Wasserdurchfahrten.
ca. 20km hinter Yuktali Eisenbahnbrücke über den Olekma. Diese ist die einzige Brücke und eine der Schlüsselstellen der gesamten Strecke. Entweder drüber fahren (Auto 8000Rbl) od. „Plattform“, also Bahnverladung.
Wir haben uns für das Selbstfahren entschieden. Preisverhandlungen sind schwierig, da die Brücke die einzige Option ist.
Die Schienen sind sehr hoch und die Schwellen an der Stelle, an der man auf die Gleise fährt sind in der Mitte tiefer. Es gab keine Bretter o.ä. was die Auffahrt erleichtert hätte.
Zwischen den Schienen sind zusätzliche Stahlführungen angebracht, welche genauso hoch wie Schienen selbst sind. Mit unserem Landcruiser HZJ75 auf 255/85R16 war die Brücke gerade so befahrbar. Problem sind das Diff und die Blattfedern, die unter der Achse raushängen. Wir sind ein paarmal aufgesessen.
Befahren der Brücke ist sehr wahrscheilich ein „bisschen“ illegal und nicht ganz ungefährlich. Viel Zugverkehr, teilweise alle paar Minuten. Einen Platten will ich nicht haben, wenn ich auf den Gleisen stehe…
Bis Khani dann einige Wasserdurchfahrten, teilweise mit grossen Steinen (dF36, Yus-Kyuel) und starker Strömung (dF29, Imagra)
Die Brücke über den Khani ist eine stabile Betonbrücke. Absolut erstaunlich. Man kommt quasi aus dem Nichts, auf einer übelsten Piste, und mittendrinn plötzlich eine riesige Betonbrücke! Tipp: Pause ohne Mücken auf den grossen Brücken!
Von Khani bis Novaya Chara landschaftlich sehr schöne Strecke über einen Pass (ca. 1300m) mit guter Piste.
In Novaya Chara gibt es eine Tankstelle.
Hinter Novaya Chara steht eine verfallene Brücke über den Chara. Wir mussten abermals auf die Eisenbahnbrücke ausweichen. Ein Truck fuhr voraus (1500Rbl). Brücke könnte ggf. mit dem Motorrad passierbar sein.
Danach kommt man an zwei sehr schön gelgenen Seen „Bolshoi Leprindo“ und „Malo Leprindo“ vorbei mit wunderschönen Stellen zum campen.
Ca. 10 km vor Kuanda verfallene Brücke über den gleichnamigen Fluss. Wassertiefe ca. 1,5m. Wir haben uns mit Kamaz LKW durchziehen lassen. War einfacher und weniger Risiko. Die Strömung war stark und wir hatten keine Lust abgetrieben zu werden. Bahnbrücke durften wir nicht passieren. Mit dem Motorrad bleibt nur die Eisenbahnbrücke, die Verladung auf einen LKW oder man setzt mit dem Boot über.
Bei Vitim sehr lange, schmale Brücke. Die Brücke ist eigentlich die alte Eisenbahnbrücke aus den 30ern. Später, als die BAM weitergebaut wurde, hat man eine neue, grössere Brücke gebaut. Die Ostseite hat Schwellen mit Längsbrettern, in der Mitte ist eine Stahlplattform (ca. 1,5m lang), auf der Westseite nur Schwellen. Sehr schmal, aber gut befahrbar. Mit dem Motorad nicht ganz einfach, ggf. drüberschieben.
Taksimo ist abgesehen von Tynda und Severobaykalsk die grösste Stadt. ca. 30km vor und hinter Taksimo ist Piste recht gut.
Hinter Severo Muysk, folgt ein Pass mit ca. 1000m Seehöhe. Dann teilweise nervtötende Schlaglochpiste zum seekrank werden.
ca. 30km vor Novo Uoyan dürfen sich die Motorradfahrer auf ein bisschen Sand freuen. Ist aber nicht sooo dramatisch…
Ab Novo Uoyan alles easy. Hier beginnt wieder eine normale Strasse. Keine Schwierigkeiten, gute Piste teilweise sogar (buckeliger) Asphalt. Ab hier habe ich auch keine Brücken mehr markiert.
Abkürzung an der Ostseite des Baikal Sees über Barguzin Richtung Ulan Ude auf Strasse „110-l Zimnik“ (OSM) für uns nicht möglich. Sehr grosse Felsen entlang eines Gebirgsbachs. Vielleicht mit einem Unimog, Kamaz oder auch einem ganz leichtem „Rock Climber“. In jedem Fall eine ziemliche Aktion und ohne Seilwinde unmöglich.
Landschaft am Irkana See bei Kumora sehr schön.
Hinter Ulkan bei Okunaiski beginnt die Strasse nach Zhigalova an der Lena. Hier haben wir die BAM Road verlassen.
Auf der gesamten Strecke ist es nicht unwahrscheinlich auf Braunbären zu stossen. Wir haben 3 Exemplare gesehen, hatten aber keine Probleme mit Meister Petz. Wenn man zeltet, auf jeden Fall nichts essbares im Zelt aufbewahren, es sein denn man will mal mit dem Bär kuscheln…
Die Einheimischen nach dem Strassenzustand zu fragen ist wenig zielführend. Fast niemand fährt die Strecke komplett durch, somit hat auch keiner eigene Erfahrungen. Die Aussagen schwanken von „normalna“ (alles easy) bis unmöglich für jeden beliebigen Streckenabschnitt. Häufig ist der Teil den jemand gerade kennt der Schlimmste… Einigkeit besteht nur bei der Brücke über den Olekma und dass die Strasse generell schlecht ist „doroga plocha!!!“ …
Fazit: Die BAM Road ist machbar, aber schwierig. Alles hängt von den Wetterumständen und der Jahreszeit ab.
Die Frage, was besser ist, Auto ober Motorrad, ist schwer zu beantworten.
Das Auto hat den Vorteil bei mitteltiefen Wasserdurchfahrten, auf Brücken mit loosen Balken und Brettern und im steinigen Flussbett.
Mit dem Motorrad kann man manchmal aber auch über eine Brücke fahren/schieben, die mit dem Auto nicht mehr passierbar ist, zusätzlich kann man zur Not auch die Eisenbahnbrücken nutzen…